Wer wird wann und warum ein Thurgauer Kopf? Mit der Sonderausstellung «Tot oder lebendig» richtet das Historische Museum Thurgau seinen Blick auf die Hintergründe des Köpfemachens. Die Ausstellung im Alten Zeughaus Frauenfeld thematisiert die Mechanismen von der Kantonsgründung 1803 bis in die Gegenwart und leitet Besucherinnen und Besucher multimedial und interaktiv durch die Zeitgeschichte der Häupter-Erhebung im Thurgau.
Historisches Museum Thurgau | Thurgauer Köpfe | Tot oder lebendig
Ist es eine schillernde Persönlichkeit, das richtige Amt, der familiäre Hintergrund oder eine Anhäufung von Vermögen, die einen «Kopf» ausmachen?
«Heute kann jede und jeder ein Kopf sein. Auf Instagram und YouTube tummeln sich Menschen aller Couleur und scheinen Andy Warhols historische Vision vom individuellen 15-minütigen Ruhm einlösen zu wollen. Um aber für die Nachwelt als Kopf in Erinnerung zu bleiben, reicht die schnelllebige Welt der Social Media nicht. Ob tot oder lebendig, im Thurgau und weltweit sind es andere Mechanismen, die in den verschiedenen Epochen einzelne Personen als Persönlichkeiten ins kulturelle Gedächtnis eintreten lassen. Im Historischen Museum Thurgau steht also das ‹Köpfemachen› an sich als Phänomen im Zentrum.»
Kurator Dominik Streiff Schnetzer über die Ausstellung
Über das ‹Köpfemachen›
Wer als Thurgauer Kopf gilt, bestimmt die Gesellschaft. Je nach Sichtweise stehen einmal Politiker, ein andermal vielleicht Fernsehprominente oder historische Persönlichkeiten im Rampenlicht. Letztlich ist es für die Geschichte aber weniger entscheidend, wer gerade zum Haupt gekrönt wird. Viel wichtiger sind die Mechanismen hinter dem Köpfemachen. Diese unterscheiden sich je nach Zeit, Umfeld oder Medium. Das Historische Museum Thurgau beleuchtet in seiner Ausstellung «Tot oder lebendig», wie sich das Köpfemachen in den rund 200 Jahren seit Kantonsgründung verändert hat. Im Vorfeld der Ausstellung wurden anhand einer Umfrage die Selbst- und Fremdzuschreibungen von Thurgauerinnen und Thurgauern erhoben. Diese Daten fliessen in den Ausstellungsrundgang ein und ermöglichen dem Publikum eine Verortung auf der Landkarte der Thurgauer Identität.
Star-Potential testen
Gleichzeitig kann das Publikum in der Ausstellung selbst herausfinden, ob es sich in den verschiedenen Epochen und Zusammenhängen als Thurgauer Kopf bewährt hätte. Die Ausstellung interessiert sich ebenso für biografische Bruchlandungen und gefallene Köpfe. An Beispielen wie der Schriftstellerin Alja Rachmanowa oder dem Psychiater Roland Kuhn wird deutlich, dass ein Thurgauer Kopf je nach Umfeld und Zeit mit ganz anderen Vorzeichen wahrgenommen wird.
Geschichte publikumsnah und zeitgemäss vermittelt
Das Historische Museum Thurgau ist das Geschichtsmuseum des Kantons. Es zeigt Ausstellungen an drei Standorten und pflegt eine Sammlung von rund 50 000 Objekten. Auf Schloss Frauenfeld dreht sich alles um die Geschichte des Mittelalters, im Schaudepot St. Katharinental liegt der Schwerpunkt auf der volkskundlichen Sammlung und im Alten Zeughaus Frauenfeld werden innovative und zeitgemässe Sonderausstellungen zu neuzeitlichen Themen gezeigt. Das Haus zeichnet sich durch Publikumsnähe und ein zeitgemässes
Vermittlungsprogramm aus. Die interaktive Wissensvermittlung sowie das Forschen am Originalobjekt prägen auch die Schulangebote, die sich am kantonalen Lehrplan orientieren.