Ennio Morricone | Fünf Schweizer Konzerte
Fünf Konzerte in der Schweiz ehren den im Juni 2020 verstorbenen, grossen Filmkomponisten Ennio Morricone.
Über 100 Musiker*innen sowie Sänger*innen der Milano Festival Opera unter der Leitung des Dirigenten Marco Seco werden die Musik Ennio Morricones zum Leben erwecken. Die technisch aufwändige Leinwand-Animation mit den Original-Filmszenen verdichtet die packende Atmosphäre und bringt den berühmten Gänsehaut-Effekt, dem sich Morricone-Fans nicht entziehen können.
Der berühmte Morricone – Stil
Schon in der Schulzeit waren sie befreundet: Ennio Morricone und der berühmte Filmregisseur Sergio Leone. 1964 begann offiziell ihre erfolgreiche Zusammenarbeit. Dazu gehören vor allem die Film-Klassiker: «Für eine Handvoll Dollar», «Zwei glorreiche Halunken» und «Spiel mir das Lied vom Tod». Morricones Kompositionen waren neu und innovativ und beeindruckten durch ihre ungewöhnlichen Soundelemente wie Maultrommeln, Pfiffe, Schreie, Kojotengeheul, Eulenrufe, Glocken, Spieluhren, Peitschenknallen, Schläge auf Amboss etc. Einige seiner Kompositionen fanden den Weg in die Pop- Charts!
Spiel mir das Lied vom Tod
Ennio Morricone schuf für rund 500 Filme die dazu passende Musik. Eine beeindruckende Zahl! Das Filmgenre des Italo-Western lag ihm besonders am Herzen, da er die Musik für 30 solcher Filme geschrieben hat.
Legendär seine Filmmusiken zum Italowestern-Klassiker «Zwei glorreiche Halunken» (Original: Il buono, il brutto, il cattivo), zum Western-Epos «Spiel mir das Lied vom Tod», zu Roland Joffés Drama «Mission» und für Giuseppe Tornatores Film «Cinema Paradiso». Morricone wurde schon mehrmals für den Oscar nominiert, zweimal erhielt er ihn: 2007 für sein Lebenswerk sowie 2016 für die Musik zum Film «The Hateful Eight».
Morricones Tod
Ennio Morricone starb in der Nacht zum Montag den 6. Juni 2020 mit 91 Jahren in einer Klinik in Rom. Im vergangenen Jahr hatte sich Morricone mit seiner «Farewell Tour» von seinen Fans verabschiedet. Und in einem Interview gesagt, manchmal sei er «sehr erschöpft, so auch nach dem Dirigieren meiner Werke» – weshalb die Zeit seiner Live-Auftritte ende. Morricone wollte auf dieser letzten Tour nicht auf seine weltbekannten Melodien aus Sergio Leones Filmen und dem hochverdienten Oscar-Triumph «The Hateful Eight» von 2016 reduziert werden, auf die Musik aus «Novecento» oder «Die Unbestechlichen» – zu hören gab es auch viele andere Werke. «In 63 Jahren habe ich mehr als 600 Werke komponiert. Davon waren nur fünf Prozent Italowestern, mit denen ich allgemein identifiziert werde», hatte er vor der Tournee betont. Und doch: Morricone wird für immer mit den Italo-Western von Regisseur Sergio Leone in Verbindung bleiben.
Der Schweizer Filmregisseur Felice Zenoni kannte Ennio Morricone persönlich:
Es war im Jahr 2002, ich sass beim Schweizer Fernsehen im Schneideraum für den Film «Charles Chaplin – Die Schweizer Jahre». Ein paar Tage zuvor hatte ich auf Italienisch Ennio Morricone einen Brief nach Rom geschrieben. Im Brief bat ich ihn um Erlaubnis, im entstehenden Dokumentarfilm seine Musik verwenden zu dürfen. Zu meinem grossen Erstaunen dauerte es keine Woche und der weltberühmte Filmkomponist meldete sich persönlich, telefonisch bei mir. «Ennio Morricone. Lei mi ha scritto una lettera..», hörte ich und traute meinen Ohren kaum. Er fuhr fort, dass ich nicht viele Italienischfehler gemacht hätte. Im Brief hatte ich mich dafür entschuldigt. Er erlaubte mir, seine Musik im Film über Chaplin zu verwenden. «Vada, vada – machen Sie nur und nehmen Sie, was Sie brauchen», sagte er hilfsbereit. Bei zwei späteren Filmen wiederholte sich das Prozedere. Schriftliche Anfrage, ein paar Tage später telefoniert der Maestro. Einmal schickte ich ihm eine Liste mit Musik aus diversen Filmen, die ich verwenden wollte. Bei einem fragte er erstaunt: «Ist das von mir?» Es war «Milano odia» aus dem Jahr 1974. Bei den etwa 500 Filmmusiken, die er in seiner über 70jährigen Karriere komponiert hat, kann selbst ein Musikgenie kurz den Überblick verlieren. Bei einem Konzert im Auditorium im «Goethe-Institut» in Rom wollte es der Zufall, dass ich gleich hinter ihm und seiner Frau Maria Travia sass. Ein Stück seiner kaum bekannten, aus eigenem Antrieb komponierten «Musica assoluta» wurde aufgeführt. Am Ende wartete ich geduldig bis alle Gratulanten und Bittsteller mit ihm sprechen konnten. Glücklicherweise hatte ich eine kleine Schachtel Sprüngli-Pralinen dabei, die ich Frau Morricone überreichen konnte. «Cioccolato svizzero», freute sie sich sichtlich. Morricones Musik wird in seinen Filmen weiterleben. Auch in einigen bei denen nur Eingeweihte wissen, dass auch darin Melodien des römischen Komponisten dem Werk zu Tiefe und zusätzlichem Glanz verholfen haben. So sagt denn auch ein Urner mit einer tiefen Verneigung: Grazie Maestro!