Opernhaus Zürich | Hippolyte et Aricie
- Publiziert am 20. Mai 2019
Dieses Werk ist ein französischer Diamant.
Die französische Dirigentin Emmanuelle Haïm gehört zu den Stars der historisch informierten Aufführungspraxis. Mit diesem Werk sei ihr eine neue Welt im weiten Opern-Kosmos aufgegangen. Es ist eine riesige Oper mit zahlreichen Mosaiksteinchen, wo jedes einzelne für sich schillert und ein wunderbares Ganzes ergibt.
Naive Liebe
Jean-Philippe Rameau hat in seinem Erstling ein enorm reiches und musikalisch tiefgründiges Universum erschaffen, das eine ungeheure Sogwirkung entfaltet. Im Kern haben wir es mit einer königlichen Familie und drei Generationen zu tun. Es geht um ein älteres Paar – Phèdre und Thésée – und um ein jüngeres: Hippolyte und Aricie. Dazu kommt die älteste Generation mit Thésées Vater Neptun und der Göttin Diana, unter deren besonderem Schutz Hippolyte und Aricie stehen. Diana, die den grössten Einfluss auf alle in dieser Oper hat, übernimmt in unserer Lesart die Rolle der Grossmutter, beziehungsweise der Schwiegermutter Phèdres, eine Art Queen Mum. Der Herrscher Thésée und seine zweite Frau Phèdre führen eine Ehe, die man als gescheitert bezeichnen muss. Ganz anders dazu das junge Liebespaar, Hippolyte und Aricie, die eine tiefe Zuneigung für einander empfinden. Doch ihre reine, naive Liebe sehen sie durch die familieninternen und politischen Umstände gefährdet.
Emmanuelle Haïm
In der ersten Aufführung von Hippolyte et Aricie am Opernhaus Zürich steht mit Emmanuelle Haïm eine Expertin für die französische Musik des 18. Jahrhunderts am Pult des Orchestra La Scintilla. Und mit Jetske Mijnssen wird die Inszenierung von einer Regisseurin geleitet, die zwar viel inszenatorische Erfahrung hat, dabei aber unumwunden eingesteht: «Bevor die Anfrage aus Zürich kam, hatte ich mich noch nie mit Rameau beschäftigt, er ist für mich als Holländerin komplettes Neuland. Doch jetzt ist mir eine Welt aufgegangen, und ich fühle mich wie ein Kind im Schlaraffenland.»