4 DVD's | Spielfilm | Moskau Einfach!
- Publiziert am 25. April 2020
Die Komödie von Micha Lewinsky eröffnete die 55. Solothurner Filmtage 2020.
Miriam Stein wurde für ihre Rolle als Odile mit dem Schweizer Filmpreis 2020 als beste Darstellerin ausgezeichnet.
Genau 30 Jahre ist es her seit dem Schweizer Fichenskandal. Für Regisseur Micha Lewinsky war die Absurdität des damaligen Überwachungssystems der ideale Nährboden für seine Komödie «Moskau Einfach!», der an den Solothurner Filmtagen seine Uraufführung hatte.
Erinnern an ein dunkles Kapitel in der Schweizer Geschichte
«Micha Lewinsky zeigt einmal mehr ein untrügliches Gespür für gute Geschichten und grosses Talent für präzises und gewitztes Erzählen», begründet Anita Hugi, Direktorin der Solothurner Filmtage die Wahl von ,Moskau Einfach!’ als Eröffnungfilm. Der Film sei Vieles in einem: Sittengemälde, Politsatire und Geschichtslektion zugleich. «Ich freue mich sehr, die Solothurner Filmtage mit einem Film zu lancieren, der Kunst und Politik ebenso verknüpft wie in Frage stellt und der mit dem gewagten Zugriff einer Komödie an ein dunkles Kapitel der Schweiz erinnert, das uns heute mehr denn je betrifft: die Überwachung all unserer Lebensbereiche.» Regisseur Lewinsky ergänzt: «Die Geschichte von damals ist aktueller denn je. Heute schreiben wir ja unsere Fichen oft selber und stellen sie freiwillig ins Netz. Was mit den persönlichen Daten aus sozialen Netzwerken alles passieren kann, wird gern vergessen.» – Er finde es deshalb wichtig, an die Fichenaffäre und ihre Konsequenzen zu erinnern. Viele Junge wüssten kaum noch, was damals passiert ist. Micha Lewinsky betont ausserdem, dass es ihm wichtig war, die Geschichte als Komödie zu erzählen: «Wenn man heute liest, welche Daten da im Detail gesammelt wurden, ist das stellenweise einfach zum Lachen – auch, wenn es damals natürlich ernsthafte Konsequenzen für die Betroffenen hatte.»
DVD | Moskau Einfach! | Regie: Micha Lewinsky | Komödie | 2020 | Cast: Philippe Graber, Miriam Stein, Mike Müller, Michael Maertens | Verleih: Vinca Film | VoD und DVD-Vertrieb Praesens-Film | DVD ab 8. Mai erhältlich bei Preasens-Film
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Mehr lesenDa wären wir wieder bei einer Schweizer Komödie mit politischem Inhalt. Und sofort gehen die Meinungen auseinander: Da sind die einen, die finden, alles sei klischiert und billig – so gehe das unter keinen Umständen. Dann die andern, die sich köstlich amüsieren, ob so viel Überzeichnung und guten Einfällen. Ich gehöre zur zweiten Sorte, wie auch schon beim «Wolkenbruch».
«Moskau einfach» von Micha Lewinsky behandelt ein historisches Ereignis, das unser Land Ende der 80er Jahre – wir befinden uns im Kalten Krieg – erschüttert hat: Die Fichierung von rund 900.000 Bürgerinnen und Bürgern. Eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) hatte die Affäre an die Oberfläche gebracht. Konsternierung und Wut machte sich breit. So viel Staatsschutz konnte sich niemand vorstellen. Die Aufforderung «nimm doch eine Fahrkarte Moskau einfach, wenn es Dir hier nicht passt» an all jene, die ihren kritischen, freien Geist nicht einschränken mochten und der Meinung waren, sie lebten in einer Demokratie, kam von der konservativen und ängstlichen Gegenseite. Der Staat überwachte rigoros – wie es auch der Film zeigt. Da drängt sich die Karikatur geradezu auf: Lächerlich der «Überwachungsapparat» der Polizei mit dem tollpatschigen Polizisten Viktor (Philippe Graber) in vorderster Reihe, der sich über nichts Gedanken macht, dann sein Chef Marogg (Mike Müller) mit unausgereiften Ideen, dafür mit farbiger Krawatte. Gut getroffen ist die Überheblichkeit er Figur des deutschen Regisseurs im Schauspielhaus, einnehmend hingegen die Figur der Schauspielerin Odile, die Gefühle zeigt und sich zwischendurch auch wundert – wunderbar gespielt von Miriam Stein. Sie alle treffen mit ihrem Spiel ins Schwarze. «Moskau einfach» ist eine gelungene und unterhaltsame Komödie, die auf diese Weise ein wichtiges Stück Schweizer Geschichte transportiert. – Madeleine Hirsiger