5x2 Tickets zu gewinnen | Spielfilm | Coup de Chance
- Publiziert am 30. March 2024
«Der beste Film von Woody Allen seit einem Jahrzehnt.» – ROLLING STONE
Es ist der 50. Film des New Yorker Regisseurs Woddy Allen und das erst noch auf Französisch, eine Sprache, die der Altmeister selber gar nicht spricht. Das alleine ist es schon wert, dass COUP DE CHANCE unsere Beachtung verdient. Doch da ist natürlich noch mehr, warum die Geschichte eines vertrauten Paares, dessen Beziehung auf eine harte Probe gestellt wird, einen Kinobesuch wert ist. Das fängt schon mit einem mitreissenden jazzigen Soundtrack an.
Synopsis
Fanny (Lou de Lâage) und Jean (Melvil Poupaud) haben alle Voraussetzungen für ein ideales Paar: Sie sind beruflich erfolgreich, leben in einer wunderschönen Wohnung in einem wohlhabenden Viertel von Paris und scheinen, wie am ersten Tag verliebt zu sein. Doch als Fanny zufällig ihrem alten Schulkameraden Alain (Niels Schneider) begegnet, ist sie sofort hin und weg. Schon bald sehen sie sich wieder und kommen sich immer näher…
COUP DE CHANCE | Rezension
Woody Allen bringt seinen fünfzigsten Film in die Kinos und man fragt sich zu Recht, was der Filmemacher uns Neues zu erzählen hat. Er selbst ist sich dessen bewusst und spielt mit uns – seinen Zuschauerinnen, Bewunderer:innen oder Kritiker:innenn – und mit unseren Erwartungen. Obwohl der Film in Paris gedreht und auf Französisch gedreht wurde, sind alle Elemente, die man von Woody Allen kennt, vorhanden: Figuren aus der intellektuellen und künstlerischen Bourgeoisie, das amouröse Hin und Her zwischen Frau, Mann und Liebhaber – letzterer ein Schriftsteller mit kompliziertem Selbstwertgefühl und zu weiten Cordhosen – und witzige, philosophische Sprüche. Die Figuren haben die Sprache gewechselt, sprechen aber weiterhin die Sprache Woody Allens: Ihre Vergangenheit spielt sich in New York ab, und in den ersten fünf Minuten wird auf den Grossen Gatsby verwiesen.
Kurz gesagt, Paris ist hier nur eine Kulisse, eine selbstbewusste Postkartenkulisse, ebenso künstlich, aber in gewisser Weise ehrlicher als in EMILY IN PARIS: Woody Allen versucht nicht einmal, den Eindruck zu erwecken, dass das Pariser Leben tatsächlich darin besteht, Claudine-Kragen zu tragen, Butterschinken in den Tuilerien zu essen oder sich im Café de L’Epoque zu treffen, wie es seine Heldin tut. Das sind unwichtige Klischees; es ist nur eine Fassade – und Vittorio Storaro fotografiert in COUP DE CHANCE selbstgefällig viele der typischen Haussmannschen Fassaden, die wahlweise auf unwahrscheinlich grosse Wohnungen, Büros von Privatdetektiven oder Dachböden mit Tometten (die Wohnung des Schriftstellers) blicken -, die die Verweise des Autors tragen. Der Filmemacher hatte Spass daran, Paris zu filmen und macht keinen Hehl daraus, dass er die Stadt so zeigen will, wie er sie sieht – mit 87 Jahren kann man ihm das nicht verübeln.
Mit anderen Worten: Nein, Woody Allen erneuert sich nicht, und die Wahrheit ist, dass es ihn auch nicht interessiert. Als 2005 MATCH POINT IN die Kinos kam, schrie man nach der Neuerfindung des Filmemachers, aber man vergass, dass der Film ein kaum verdecktes Remake von CRIMES AND DELICITS (1989) war.
COUP DE CHANCE ist ein ähnlicher Film, aber Woody Allen spielt auf bösartige Weise mit dieser Triebfeder: Vom Vorspann an, mit der weissen Schrift auf schwarzem Hintergrund, den Situationen, der Ausdrucksweise der Figuren, ist man auf vertrautem Terrain. Alles ist wie aus einem Guss. Und dann, in der Mitte des Films, gibt es einen Tonbruch, der brutal genug ist, dass man die nächste Dreiviertelstunde damit verbringt, sich zu fragen, wie das alles enden wird: Alles war bis dahin zu vertraut, schnurrte zu sehr, und der Filmemacher zeigt uns, dass er alles andere als verwöhnt ist, sondern in der Lage ist, die Dinge auf den Punkt zu bringen und uns bis zur letzten Minute dahin zu führen, wo er will, ohne dass man vorhersagen kann, wie er enden wird.
Fazit: Wenn das Licht ausgeht, kann man nicht anders, als mit einem Déjà-vu-Gefühl zu sagen: Das ist Woody Allen. COUP DE CHANCE ist keine romantische Komödie, sondern ein als Vaudeville getarnter Spannungsfilm mit einem mitreissenden jazzigen Soundtrack, der einen Kontrapunkt setzt, der die Grausamkeit der Handlung hervorhebt, ähnlich wie Anton Karas in DER DRITTE MANN. Dieser fünfzigste Film ist in Woody Allens Filmografie wie der sich wiederholende jazzige Soundtrack: Variationen eines Themas. Der Filmemacher will nicht nur nichts anderes, sondern er beherrscht es auch.
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