Bühne Aarau | Tanzhalle Reitpalast. Ein Kaleidoskop
Mit der Alten Reithalle wurde ein neuer kultureller Leuchtturm eröffnet, der zukünftig weit über das Mittelland hinaus strahlen soll
Am Anfang stand ein Spektakel: Mit der Revue «Tanzhalle Reitpalast. Ein Kaleidoskop» eröffnete die Bühne Aarau, die Alte Reithalle, mitten in der Aargauer Kantonshauptstadt. Dieses architektonische Juwel, in dem sich nach dem Umbau das historische Ambiente und modernste Bühnentechnik harmonisch die Hand reichen, wird in Zukunft alle Spielarten der Darstellenden Künste und die klassischen Konzerte des Aargauer Sinfonieorchesters argovia philharmonic beherbergen.
Ein Streifzug durch die Schweizer Geschichte
Über 80 Mitwirkende aus allen Sparten, Profis und Laien, spielten, sangen, musizierten, tanzten und performten unter der Regie von Tom Ryser und Lillian Stillwell einen theatralischen und assoziativen Streifzug durch 100 Jahre Schweizer Geschichte. Am Beginn stand – als Spiegel unserer Gegenwart – die spanische Grippe, jene Pandemie, die auch die Schweiz 1919/20 heimsuchte. Im weiteren Verlauf der Inszenierung wurden von der Euphorie der «roaring twenties» bis zu den Schrecken des zweiten Weltkrieges, vom Aufbruch ins Wirtschaftswunderland Schweiz über den gesellschaftlichen Wandel in den 60-er und 70-er Jahre bis hin zu zum Hedonismus der 90-er Jahre und der krisengeschüttelten Gegenwart Schlaglichter auf ein bewegtes Jahrhundert geworfen. Der historische Dreh- und Angelpunkt ist die Auflösung der Kavallerie im Jahr 1972, die der Aarauer Reithalle ihre eigentliche Bestimmung nahm und den Weg für eine zivile und schliesslich kulturelle Nutzung ebnete.
Das Programm
Die Aargauer Theater-, Tanz- und Musikschaffenden nahmen mit der Inszenierung ‹ihre› neue Bühne in Besitz. Eingerichtet wie ein zeitloses Tanzlokal, spielt die Reithalle die eigentliche Hauptrolle. Kathrin Veith und Michael Wolf empfingen die Gäste. Musiker des Sinfonieorchesters argovia philharmonic spielten Programmmusik der 20-er und 30-er Jahre. Der Schattenspieler Hansueli Trüb erwies dem King of Rock’n’Roll seine Referenz. Das Peter Schärli Trio und die Sängerin Cinzia Catania schwelgten im Jazz der 50-er Jahre. Das Collectif Barbare inszenierte einen fünfzigköpfigen Chor italienischer Migrant*innen. Das Theater Marie warf mit den Worten Friedrich Dürrenmatts einen kritischen Blick auf die Wendejahre. Die Figurenspieler Dirk Vittinghoff, Priska Praxmarer und Vivianne Mösli stürzten sich in den Rausch einer entfesselten Börsenwelt. Werner Bodinek, Marco Käppeli, Claude Meier und Fredi Spreng waren als alterslose Hausgeister Dauergäste über die Jahrzehnte hinweg. Und die Kinder und Jugendlichen der Spielclubs der Bühne Aarau fragten nach den Perspektiven der Zukunft. Verbunden wurden die Szenen durch die Modetänze der jeweiligen Dekade vom Charleston bis zum Rock’n’Roll, vom Valse Musette bis zum HipHop, die das Lebensgefühl ihrer Zeit spiegelten.