Schalktheater | Kurhotel Bella Norma
- Publiziert am 17. August 2020
Eine Klinik der Normalität als immersive Theater-Installation mit begehbaren Räumen.
Die nächste Produktion von Schalktheater findet im fiktiven «Kurhotel Bella Norma» statt, das eine so genannte «Klinik der Normalität» darstellt. Die Installation stellt unsere gesellschaftliche Konvention auf den Kopf und geht davon aus, dass Normalität eine Krankheit ist. Das Publikum wird zu Patient*innen des Kurhotels und das Schalkensemble zu dessen Fachpersonal. Durch den Rollenwechsel wird die Deutungshoheit von Normalität und
Wahnsinn umgekehrt und neu verhandelt.
Das Schalktheater-Ensemble setzt sich aus Laien und Profis zusammen, die nach einer Krise Theater spielen und in ihrer sozialen Position selbst ständig mit Anpassungswünschen und Ausgrenzungserfahrungen konfrontiert sind. «Kurhotel Bella Norma» setzt sich mit der Konstruktion des Normativen und des Neurotypischen über die Abgrenzung zur Krankheit auseinander. Was sind die wahren Kosten von dem, was wir als «gutes Leben» begreifen? Welche Kontexte tragen dazu bei, dass Menschen als krank bezeichnet, eingeordnet oder diagnostiziert werden? Und was nimmt man auf sich, um in einer Gesellschaft, die Normativität belohnt, nicht aus der Rolle zu fallen?
Die nicht-normale Klinikerfahrung
Die Performer*innen von Schalktheater spielen das Ärzt*innen- und Arzthelfer*innen-Personal. Die Zuschauer*innen werden im «Kurhotel Bella Norma» zu Patient*innen, welche vom Arzthelfer*innen-Personal in die Räume begleitet werden, in denen verschiedene «Behandlungen der Normalität» stattfinden, unter anderem als Performances, Installationen, Lectures oder Diskursen. Der Behandlungsplan der Besucher*innen
folgt einer festgelegten Dramaturgie. Sitzungen werden aber auch mal abgebrochen, Zuschauer*innen abgeholt, herausgeführt und in andere Räume gebeten, eine ganz nicht-normale Klinikerfahrung wird erlebbar.
Konstruktion Normalität
Die Zuschauer*innen als Patient*innen können die Strategien, psychisch gesund zu wirken, nicht loslassen. Ihre Normalität ist der Schein von Healthyland: hier leiden sie dem Zwang, psychische Normalität im Alltag zu performen. Das «Kurhotel Bella Norma» bietet Auswege: den Einbruch aus Healthyland. Welche Haltungen, Blicke, Diskurse, Kontexte und Privilegien produzieren diesen Anschein von psychischer Gesundheit? Wer konstruiert die Unterscheidung von psychischer Gesundheit und Störung? Da die Unterscheidung nicht an Personen, sondern an kontext-abhängigen Konstruktionen und Kategorien hängt, geraten alle im «Kurhotel Bella Norma» in den Verdacht diese Konstruktionen unnötig aufrechtzuerhalten.
Aber warum glauben eigentlich alle, immer psychisch gesund wirken zu müssen?