Arada
Welche Einzelschicksale verbergen sich hinter den Folgen der Schweizer Ausschaffungspolitik?
«Arada» heisst im Türkischen «(da-)zwischen». Filmemacher Jonas Schaffter hat während zwei Jahren drei Männer begleitet, die in der Schweiz aufgewachsen sind, aber nach einschlägigen Delikten in die Türkei, die Heimat ihrer Eltern, ausgeschafft wurden. Entstanden ist ein berührender Dokumentarfilm zu Fragen um Heimat, Nationalität und Identität. Noch selten hat man in einem Film so eindrücklich gesehen, welche Auswirkungen der Landesverweis als Strafe bedeutet.
Jonas Schaffter ist 1988 im solothurnischen Bauerndorf Metzerlen geboren. Er besuchte die Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel und schloss 2013 mit dem Bachelor in Visueller Kommunikation ab. Während eines einjährigen Aufenthalts in Istanbul studierte er Fotografie an der dortigen Mimar Sinan Universität. Danach arbeitete er am Bosporus als Fotograf und Filmemacher und war in Basel Mitarbeiter bei der Produktionsgesellschaft ‹point de vue›. Von 2012 bis 2015 realisierte Jonas Schaffter «Offside Istanbul», einen 52-minütigen Dokumentarfilm über afrikanische Fussballspieler, die mit falschen Versprechungen in die Türkei gelockt werden. Ab 2016 absolvierte Jonas Schaffter während drei Jahren seinen Film Master an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) in der Vertiefung Realisation Dokumentarfilm. In dieser Zeit realisierte er seinen ersten langen Kinodokumentarfilm «Arada – Verbannt in eine fremde Heimat».
Zum Film
Der Dokumentarfilm «Arada – Verbannt in eine fremde Heimat» erzählt von drei Männern, die zwar in der Schweiz aufgewachsen sind, jedoch keinen Schweizer Pass haben. Mustafa, Vedat und Duran werden wegen Straftaten in die Türkei ausgewiesen, die Heimat ihrer Eltern. In diesem neuen Umfeld bemühen sie sich nun, ihren Platz zu finden und ein Gefühl von Heimat zu entwickeln. Doch sie vermissen ihre Familien, welche sie zurücklassen mussten, und halten an ihrer schweizerischen Identität fest. Im Grunde genommen erhalten sie für einen grossen Katalog von Delikten eine lebenslange Strafe, wogegen Menschen mit Schweizer Pass für dieselben Delikte allenfalls ein paar Monate Gefängnis absitzen und dann einen Neuanfang wagen dürfen.
Stimmen
«Immer wieder zeigt der Film Bilder von leuchtender Schönheit wie die Skyline von Istanbul oder die schneebedeckten anatolischen Berge. Doch diese touristisch anmutenden Ansichten untermalen bloss die Einsamkeit in den Stimmen der drei. Und ihre Reue. (…) Schaffter zeigt aber, dass mehr dabei ist als blosse Nostalgie, indem er auch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die zunehmende nationalistische Stimmung in der Türkei thematisiert.» – Marcy Goldberg, WOZ Die Wochenzeitung | «Eine präzise, kunstvoll verwobene Studie über Heimat, Nationalität, Identität.» – Ysabel Fantou, DOK.fest München | «In «Arada» zeigt Schaffter die Menschlichkeit, die sich hinter drei unterschiedlichen und doch grundlegend ähnlichen Schicksalen verbirgt; er folgt den existenziellen Zweifeln dieser drei Männer, die wissen, dass sie die Chance ihres Lebens vertan haben. Was den Dokumentarfilm des jungen Schweizer Regisseurs besonders interessant macht, ist nicht nur die Tatsache, dass er sich mit dem heiklen Thema der Ausschaffung auseinandersetzt, sondern insbesondere auch seine Auseinandersetzung mit der männlichen Identität.» – Muriel Del Don, cineuropa.org