Antoinette dans les Cévennes
Acht Nominierungen hat der Film bei den César in Frankreich bekommen. Ins Kino kommt er trotzdem nicht.
Filmverleiher Frenetic wollte den Film von einer jungen Frau, die sich mit einem Esel auf Trekking-Tour begibt, am 24. Dezember 2020 in die Deutschschweizer Kinos bringen, nachdem er in Frankreich und in der Romandie erfolgreich gelaufen ist. Daraus wurde bekanntlich nichts und schweren Herzens mussten die Verleiher von einem Kinostart absehen. «Antoinette dans les Cévennes» wird ab dem 26. Februar 2021 aber als Streamingangebot auf diversen Kanälen erhältlich sein.
Regisseurin Caroline Vignal
Seit Ihrem letzten Spielfilm ist viel Zeit vergangen. Warum hat es so lange gedauert bis zu einem neuen? Stimmt, es sind genau zwanzig Jahre vergangen zwischen den beiden Filmen. Ich habe nie aufgehört zu schreiben, doch ich wollte nicht mehr Regie führen. Erst vor einigen Jahren fühlte ich mich dazu wieder bereit. Alles begann 2010 mit meinem Besuch im Naturpark Cévennes, dessen Schönheit mich beeindruckte. Meine Tochter war damals sechs Jahre alt, und wir unternahmen eine Wanderung mit einem Esel. Im nächsten Jahr machten wir erneut eine Tour, diesmal hiess unser Esel Patrick. Von diesem Namen entstand die Idee zu einer Komödie mit einem Esel als Hauptfigur.
Was hat Sie ursprünglich zum Kino gebracht? «Le rayon vert» von Eric Rohmer hat meine Liebe zum Kino geweckt. Ich habe den Film als Sechzehnjährige gesehen, ohne etwas vom Regisseur gewusst zu haben. Das Poster dafür hatte mich neugierig gemacht, und ich war begeistert von diesem Mädchen, das sich während den Sommerferien ihrer Einsamkeit stellen musste. Ich hatte grossen Spass beim Schreiben dieser romantischen Komödie mit einem Esel. Denn der Weg ist das Ziel, war meine Überzeugung.
Zum Film
Die aufgestellte junge Lehrerin Antoinette (Laure Calamy) freut sich auf eine Woche Sommerferien mit ihrem heimlichen Geliebten Vladimir (Benjamin Lavernhe), dem Vater einer ihrer Schülerinnen. Doch daraus wird nichts. Denn Vladimir hat mit seiner Frau Eléonore (Olivia Côte) und ihrem Töchterchen ein Esel-Trekking im südfranzösischen Zentralmassiv gebucht. Kurz entschlossen folgt Antoinette dem Wortbrüchigen auf den dortigen Stevenson-Pfad, mit Strohhut, rosa Rollkoffer und dem Begleit-Esel Patrick. Das störrische Tier fordert ihre ganze Geduld, entpuppt sich aber schliesslich als guter Zuhörer und führt sie zu neuen Einsichten über das Leben und die Liebe.
Cannes «geknackt»
Komödien zeigt das Filmfestival in Cannes traditionell die kalte Schulter. Dem Charme und Esprit von diesem fein- sinnig famosen Lustspiel konnten jedoch selbst die cineastischen Gralshüter nicht widerstehen und luden die französische Autorin und Regisseurin Caroline Vignal („Les autres Filles“) mit ihrem neuen Film in die „Sélection Officielle 2020“ des weltweit wichtigsten Filmfestivals ein. Vom heimlichen Liebhaber Vladimir (Benjamin Lavernhe) schnöde versetzt, begibt die enttäuschte Lehrerin Antoinette (Laure Calamy) sich auf eine einsame Trekking-Tour, bei der sie einen Begleit-Esel bucht, ohne zu ahnen was sie sich damit antut. Das störrische Tier fordert ihre ganze Geduld. Fördert nebenbei jedoch völlig neue, erfrischende Erkenntnisse über das Leben und die Liebe. Als der Lover samt Familie auftaucht, werden die Liebeskarten bald radikal neu gemischt.
Von Eseln lernen
Mit französischer Leichtigkeit samt leidenschaftlicher Lust auf Situationskomik, spielt die Liebeskomödie vergnüglich mit Klischees, setzt auf das Empathie-Potential des Publikums – und auf einen widerspenstigen Esel!
«Ich bewundere unter den Tieren den Esel!» schwärmte schon Loriot, der ihn im «Urlaubsparadies»-Sketch auftauchen liess. Wilhelm Busch huldigte ihm, Hollywood machte ihn mit «Shrek» zur Kultfigur. Von Shakespeares «Sommernachtstraum» oder Apuleius’ «Goldenem Esel» ganz zu schweigen. Kein Wunder, dass die Reiseberichte des Kultautors Robert Louis Stevenson durch die Cevennen im Film ausdrücklich erwähnt sind. Vom Esel lernen heisst Nein sagen lernen, das gerät zur liebevollen Lektion dieser Komödie. An der Seite von Hauptdarstellerin Laure Calamy («Call my agent», «Only the Animals») spielen Benjamin Lavernhe («Birnenkuchen mit Lavendel», «Das Leben ist ein Fest») sowie Olivia Côte («Call my agent»). Die Bilder stammen vom preisgekrönten Kameramann Simon Beaufils («Ziemlich beste Freunde»).
Stimmen zum Film
«Caroline Vignal spielt im Road Movie «Antoinette dans les Cévennes» mit der Moral der Moralisten, unterhaltsam und mit französischem Charme.» Hanspeter Stalder – Der anderer Film