Baghdad in my Shadow
Der timmungsvolle, atmosphärische Film greift drei zentrale Tabus der arabischen Gesellschaft auf: Gottlosigkeit, Frauenbefreiung und Homosexualität.
Der Schweizer Regisseur Samir erzählt gekonnt von Exil-Iraker:innen in einem Londoner Café. Die Stimmung spitzt sich zu, denn niemand von ihnen kann frei in die Zukunft blicken. Ihre politische, moralische und kulturelle Vergangenheit hängt wie ein Schatten an ihnen und ergreift sie auch ausserhalb des Heimatlandes. «Von all den filmischen Liebeserklärungen, die Samir seiner alten Heimat schon gemacht hat, ist dies die schönste geworden.» Christoph Egger
Zum Film
London, kurz vor Weihnachten: Die willensstarke Architektin Amal – vor ihrem Ex-Mann auf der Flucht – arbeitet im Café Abu Nawas, einem beliebten Treffpunkt für Exil-Irakis, das einem kurdischen Aktivisten gehört. Ihre Freunde, der Dichter Taufiq und der IT-Spezialist Muhanad, kommen fast täglich vorbei. Taufiq kümmert sich seit dem Tod seines Bruders um seinen Neffen Naseer, muss aber machtlos dabei zusehen, wie sich dieser unter dem Einfluss des radikal-islamistischen Predigers Scheich Yasin zunehmend verändert und sich gegen ihn als Atheisten aufzulehnen beginnt. Muhanad wiederum verliess Bagdad erst vor Kurzem, um der Bedrohung zu entkommen, der Homosexuelle dort ausgesetzt sind. Doch selbst hier und vor seinen Freunden traut er sich nicht, offen zu seinem Liebhaber zu stehen. Die kleine Gemeinschaft gerät in Gefahr, als Amals Ex-Mann in London auftaucht und zugleich Scheich Yasin Naseer dazu verführt, gegen die «Gottlosen» im Café Abu Nawas vorzugehen.
Drehort Baghdad
Nach seinem Erfolg mit dem Dokumentarfilm «Iraqi Odyssey» kehrte Samir für seinen Spielfilm «Baghdad in my Shadow» zurück mit einem fiktiven Drama, das unter die Haut geht. Er zeigt, wie sich die politische, moralische und kulturelle Vergangenheit wie ein Schatten an seine irakischen Protagonist:innen heftet – auch ausserhalb ihres Heimatlandes. Dabei rüttelt der irakisch-schweizerische Samir mutig gleich an drei zentralen Tabus der arabischen Gesellschaft – Gottlosigkeit, Frauenbefreiung und Homosexualität – und eröffnet so eine interkulturelle Auseinandersetzung. Mit den Schauplätzen London und Bagdad war «Baghdad in my Shadow» die erste internationale Spielfilmproduktion, die seit dem Abzug der Amerikaner in der irakischen Hauptstadt gedreht wurde.
Stimmen
«In seinem ersten neuen Kinospielfilm seit 14 Jahren entwickelt Samir viel von dem, was er in seinen beiden Dokumentarfilmen ‘Forget Baghdad’ (2002) und ‘Iraqui Odyssee’ (2014) an Familiengeschichte aufgearbeitet hatte, gemeinsam mit seiner Co-Autorin Furat al-Jamil virtuos erzählt, zu einem spannenden Politdrama weiter.» – Geri Krebs, arttv.ch | «‹Baghdad in my Shadow› ist ein stimmungsvoller, atmosphärischer Film. Samir hat die dramatischen Geschichten seiner Figuren in eine poetische Form gegossen.» – artechock | «Samir beeindruckte in Locarno mit ausverkauften Vorstellungen in den grössten Kinos. Der Massenzuspruch war unglaublich.» – Swissinfo Talk | «Dramatische Geschichten aus dem irakischen Exil, subtil-poetisch gefilmt: ‹Baghdad in my Shadow› geht unter die Haut.» – bluewin.ch | «Der Regisseur verstrickt die Schicksale der Figuren zu einem dicht komponierten Thriller, der den Zuschauer in seinem Bann hält.» – Interfilm. | «Der Zürcher Regisseur zeichnet mit seinem neuen Spielfilm ein atmosphärisch genaues Porträt der Exiliraker in London. Seine überbordende Erzähllust verlangt vom Betrachter volle Aufmerksamkeit. … Fraglos aber ist von all den filmischen Liebeserklärungen, die Samir seiner alten Heimat schon gemacht hat, ist dies die schönste geworden.» Christoph Egger, NZZ