Bobby
- Publiziert am 28. April 2007
Eine aufwühlende Polit-Metapher, hervorragend inszeniert, hochkarätig besetzt und mit einem ungemein stimmungsvollen Soundtrack. 10 von 10 Filmperlen
Synopsis: Es ist der 4. Juni 1968. In wenigen Stunden wird Senator Robert F. Kennedy im Ballsaal des Ambassador Hotel in Los Angeles verkünden, dass er für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika kandidieren will. Es ist seine letzte Rede, denn Kennedy wird vor den Augen der entsetzten Anwesenden Opfer eines Attentats – wie sein Bruder fünf Jahre zuvor. BOBBY rückt 22 Menschen in den Mittelpunkt, die sich an diesem Tag im Hotel aufhalten: ihre Hoffnungen, Träume und Sehnsüchte, ihre Probleme, Kämpfe und persönlichen Tragödien – allesamt überschattet von einer Bluttat, von der sich das Land bis heute nicht ganz erholt hat.
Kritik: Manche suchen nach Sündenböcken, andere nach Verschwörungen, aber soviel sollte klar sein: Aus Gewalt entsteht Gewalt; Unterdrückung zieht Vergeltung nach sich; und nur die Säuberung einer ganzen Gesellschaft kann diese Krankheit aus unserer Seele entfernen.“ (Robert F. Kennedy, April 1968)
Realität: am 5. Juni 1968 wurde der mögliche neue US-Präsident Robert F. Kennedy in der Küche des Hotel Ambassador in Los Angeles erschossen. Fiktion: das Leben von 22 Menschen im Grand Hotel Ambassador – ein Mikrokosmos der amerikanischen Gesellschaft – wird in jener Mordnacht auf grundlegende Art und Weise verändert; die einst erfolgreiche Sängerin Virginia Fallon (Demi Moore), deren Alkoholexzesse ihre Karriere und ihre Beziehung ruiniert haben, Coiffeuse Miriam (Sharon Stone), die von der Untreue ihres Ehemannes und Hotelmanagers Paul (William Macy) erfährt, der pensionierte Portier John Casey (Anthony Hopkins), der in der Lobby die einst glamourösen Zeiten des Hotels Revue passieren lässt, ein ausgeflippter Drogendealer (Ashton Kutcher), der in seiner Suite LSD auf Zuckerwürfel verkauft und unbedarften Jünglingen die Flucht aus der bürgerlichen Enge schmackhaft machen will „You don’t get stoned. You just get closer to God with LSD“.
BOBBY ist ein Film über zerstörte Träume, Ängste, Hoffnungen und das Lebensgefühl der 68er Generation. Im Vordergrund steht dabei der unermüdliche Wille Robert Kennedys, dass die Welt eine Andere, Bessere wird. Geschickt verknüpft Regisseur Emilio Estevez (spielt im Film den Ehemann von Virginia Fallon) fiktionale Ebene mit Archivmaterial von Robert Kennedys Auftritten in der Öffentlichkeit. Die erste Episode beginnt mit einem rassistischen Disput in der Küche. Kunstvoll werden die einzelnen Erzählstränge miteinander verflochten bis zu dem wegweisenden Moment, an dem alle Beteiligten in der Küche des Hotel Ambassador Zeugen des Mordes an Kennedy werden.
BOBBY ist bis in die kleinste Rolle mit herausragenden Schauspielern besetzt. Der Sound, der manchem Middle Age Kinogänger unter die Haut gehen mag, unterstreicht perfekt das Lebensgefühl der 68er Generation (u.a. Danovan, Paul Simon & Art Carfunkel). BOBBY, eine rundum gelungene Hommage an Robert F. Kennedy, ein aufwühlender Film über Zivilcourage, Träume und den Glauben an eine bessere Zukunft. Unbedingt den Nachspann abwarten! (IF)