Kino-Tipp | Body of Truth
Die Regisseurin
Die in München geborene Evelyn Schels entdeckte ihre Liebe zum Film als Studentin in Paris. Dort traf den legendären Filmemacher Georg Stefan Troller, von dessen Film-Portraits sie begeistert war und begann, bei ihm zu lernen. Nach ihrem Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte war sie Volontärin beim Bayerischen Rundfunk/ARD. Bald zog sie nach Paris und arbeitete für verschiedene Sender der ARD und ARTE. Ihr erstes Film-Portrait war eines über den französischen Star-Regisseur Patrice Chéreau. Filme über Luc Bondy, Per Kirkeby, Amedeo Modigliani, Jean Tinguely, Pola Kinski u. a. folgten. Ihre Dokumentarfilme erzählen die Geschichte einer algerischen Einwandererfamilie in der Banlieue von Paris («Und die Liebe kommt später», 2007) oder beschreiben die Innenansicht einer türkischen Familie aus Anatolien, die nach Deutschland kam («Salz im Mokka», 2010). Ihr Dokumentarfilm «Georg Baselitz» über den weltberühmten deutschen Künstler startete 2013 in den Kinos. Von 2009 bis 2013 war sie Gastdozentin an der Hochschule für Film und Fernsehen München. Sie lebt und arbeitet in Paris und München.
Zum Film
«Body of Truth» begleitet die vier Künstlerinnen auf einer faszinierenden, emotionalen Reise durch ihre Biographien: die serbische Performance-Künstlerin Marina Abramović, die israelische Video- und Installationskünstlerin Sigalit Landau, die iranische Foto- und Film-Künstlerin Shirin Neshat und die deutsche Foto-Künstlerin Katharina Sieverding. Ihre Lebensgeschichten sind geprägt von gesellschaftlichen Konflikten und persönlichen Erfahrungen mit Krieg, Gewalt und Unterdrückung, die sie in Kunst verwandeln. Ihr Ausdrucksmittel ist das Persönlichste, was sie haben: ihr eigener Körper.
Die vier Protagonistinnen
Marina Abramović, eine der grössten Performance-Künstlerinnen unserer Zeit, Tochter jugoslawischer Partisanen im Zweiten Weltkrieg, setzt sich immer wieder mit Gewalt, Schmerz und Trauer auseinander, mittelbar erlebt in den Jugoslawienkriegen. In ihren Performances werden die Grenzen und die Verletzlichkeit des Körpers auf drastische Weise sichtbar gemacht. Shirin Neshat, Exil-Iranerin und international renommierte Foto- und Video- Künstlerin, befasst sich mit den Widersprüchen der islamischen Gesellschaft und betrachtet den weiblichen Körper als Schlachtfeld politischer Ideologien. Die deutsche Foto-Künstlerin Katharina Sieverding beschäftigt sich mit faschistischen Strukturen von der Nazizeit bis heute. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit ist das Selbstporträt als eine der verschiedenen Ausdrucksformen von Fotografie. Sigalit Landau, die Jüngste der vier Protagonistinnen, ist eine israelische Video-Künstlerin und Bildhauerin. Sie greift den Kriegsalltag im Nahost-Konflikt auf und verletzt in einer ihrer Performances ihren Körper mit Stacheldraht. Sie alle stellen den Körper auf sehr unterschiedliche Art und Weise ins Zentrum ihrer Kunst. Die Künstlerinnen verarbeiten provokativ und rücksichtslos ihre biografischen Verwundungen und reflektieren dabei über Revolution, Krieg und politische Ohnmacht.
Stimmen
«Der Film ist eine informative, sehr nachdenklich machende Dokumentation über den Körper in der Kunst und über die Themen, welche man über sie vermitteln will. Unabhängig wie man zu dem Werk der Künstlerinnen im Film stehen mag, ist der Film darin überzeugend, als dass er uns die Relevanz von Kunst für unser aller Leben aufzeigt und welche Wunden unsere Gesellschaft mit sich herumträgt, aber für die meiste Zeit ignoriert.» – film-rezensionen.de | «Vier radikale Frauen, viermal grosse Kunst: Der Film “Body of Truth” zeigt, wie aus drastischen Erfahrungen berührende Werke entstehen – und dass der Körper wahrhaftiger ist als der Geist. … Die Zusammenführung der vier weiblichen Kunstkonzepte, die den Körper oder das Gesicht in den Mittelpunkt stellen, zeigt, wie unterschiedlich eine Ikonografie des Schmerzes aussehen kann.» – Bettina Musall, Der Spiegel
Body of Truth | Regie: Evelyn Schels | Dokumentation | 92 Minuten | Israel, Schweiz und Deutschland, 2019
- Filmstart Deutschschweiz: 6. Mai 2021*