FIFF 2018 | Aufstrebendes Filmland Mongolei
Die Sektion Neues Territorium lädt zu einer Fahrt in die Mongolei ein.
Nach Bangladesch, Usbekistan, Madagaskar oder auch Nepal werden die Zuschauer*innen des FIFF dieses Jahr in die Steppen und Berge der Mongolei entführt. Auch werden mongolische Filmemacher*innen die Filme von Schweizer Studierenden bewerten. Und ein in der Schweiz gestrandeter mongolischer Regisseur präsentiert sein beeindruckendes Erstlingswerk: «Out of Paradise».
Anzeichen für eine sich im Aufwind befindliche Kinokultur
Das FIFF setzt seine Aufklärungsreise durch wenig bekannte Filmkulturen fort. Die Zuschauer*innen der letzten Ausgabe des FIFF haben die Standing Ovations für den Eröffnungsfilm noch in lebhafter Erinnerung: «The Eagle Huntress», ein von einem britischen Regisseur mit einer amerikanischen Produktionsgesellschaft gedrehtes Porträt der ersten Adlerdresseurin der Mongolei. Das Festival hat daraufhin in der Mongolei selbst nachgesehen, ob es auch dort ein interessantes Filmschaffen gibt. «Es gab bereits wundervolle Anzeichen für eine sich im Aufwind befindliche Kinokultur», erklärt der künstlerische Leiter des FIFF Thierry Jobin: «Bei der Auswahl für die Ausgabe 2017 begeisterten uns zwei mongolische Filme so sehr, dass sie fast für den Internationalen Wettbewerb: Langfilme in Frage gekommen wären. Das hat als Auslöser genügt, um unsere Aufmerksamkeit zu wecken».
Jedes Jahr 80 neue Filme
Und diese ersten Anzeichen fanden dann in einer schönen Überraschung ihre genaue Entsprechung: Die Mongolei ist zwar mit 1,94 Einwohnern pro Quadratkilometer, also mit nur 3 Millionen Seelen auf einer 38 mal so grossen Fläche wie der Schweiz, das am dünnsten besiedelte Land der Welt! Trotzdem werden pro Jahr rund 80 Filme produziert. Diese zeichnen sich oft durch einen selbstbewussten und lyrischen Umgang mit Landschaften aus und münzen Produktionen mit sehr schmalem Etat in orientalische Western um, deren Qualität der Bilder und epische Grösse Hollywood nur beneiden kann. Die Mongolen sprechen ihre eigene Sprache. Daher ist es nur natürlich, dass sich ihr erst 1938 entstandenes Kino von anderen ostasiatischen Filmkulturen, wie der russischen oder der chinesischen, deutlich unterscheidet. In einem Panorama mit rund einem Dutzend Filmen wird es davon Kostproben geben.
Out of Paradise – mongolischer Regisseur in der Schweiz
Interessanterweise ist einer der 12 mongolischen Filme sogar von den Schweizer Produzenten Hesse Film und Milan Film produziert worden: Der mongolische Regisseur Batbayar Chogsom hat seine Heimat vor ein paar Jahren verlassen, um in der Schweiz zu studieren. Er lebt heute in Sankt Gallen und hat als Autodidakt mit einem Minimalbudget einen beeindruckenden Debutfilm geschaffen, der demnächst auch im offiziellen Schweizer Kinopgramm laufen wird. «Out of Paradise» (siehe Filmausschnitt) ist ein Film voller Menschlichkeit und Emotionen – und es ist vor allem ein Film, der immer wieder überrascht mit unerwarteten Wendungen. Zum Inhalt: Ein Nomadenpaar begibt sich in die Hauptstadt, da die Geburt ihres Kindes gefährdet ist. Leider fehlt das Geld, um den Eingriff zu bezahlen – und so beginnen die Probleme…