Filmfestival Locarno 2016 | Dîner politique
- Publiziert am 4. August 2016
Das Dîner politique am Filmfestival Locarno hat Tradition. Bereits zum 16. Mal treffen Politiker auf Meinungsführer der Filmbranche. Eingeladen wird durch die Gruppe Autoren, Regisseure und Produzenten (GARP). Ihre Forderung dieses Jahr ist klar: Internet-Portale werden künftig zur Kasse gebeten!
Swisscom & Co müssen zahlen
Die Forderung der Gruppe Autoren, Regisseure und Produzenten (GARP) ist klar und unmissverständlich: Schweizer Internet-Portale sollen im Rahmen der Revision des Radio- und Fernsehgesetzes verpflichtet werden, wie die SRG in nationale audiovisuelle Produktionen zu investieren. GARP-Keynotespeaker und Filmregisseur Jacob Berger («Un Juif pour l’exemple») hält fest: «Das Fernsehen kann dank der Verbreitung von Filmen und Serien hohe Profite einfahren. Darum ist es dazu verpflichtet, einen Teil seiner Einnahmen in die nationale Produktion von audiovisuellen Inhalten zurück zu investieren. Das sollen auch Internet-Plattformen tun müssen: Einnahmen, die aus dem Teilen und der Verbreitung von Filmen und Videos über die jeweilige Plattform gemacht werden, müssen direkt in die audiovisuelle Produktion in der Schweiz investiert werden». Die Gruppe Autoren, Regisseure und Produzenten will Internet-Portale in eine gesetzlich festgelegte Pflicht nehmen. Sie sollen wie die SRG vier Prozent ihres Umsatzes in nationale audiovisuelle Produktionen investieren müssen.
Alain Berset, der Film und die EU
Auch das Verhältnis der Schweiz zur EU ist Thema am Dîner politique. Kulturminister Alain Berset hatte sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass in der Kulturbotschaft 2016–2019 mehr Geld für den Schweizer Film gesprochen wurde. Damit will Berset den Film-Standort Schweiz stärken. «Eine starke Kulturpolitik ist die richtige Antwort auf Verunsicherung und die Globalisierung.» Je stärker unsere Kultur sei, desto selbstbewusster würden die Menschen auf den schnellen Wandel und Einflüsse von aussen reagieren. Für die Branche die richtige Stossrichtung. Doch sie moniert, dass die Zusammenarbeit mit der EU harze. Die Ersatzmassnahmen, die 2014 aufgrund der Nichtteilnahme der Schweiz am europäischen Film- und Audiovisions-Förderprogramm Creative Europe – MEDIA – eingeführt worden waren, griffen nur punktuell. «Wir brauchen dringend bessere Rahmenbedingungen bei der Zusammenarbeit mit der EU. Sonst steigt die Schweiz schon sehr bald kommerziell und kulturell in die zweite europäische Film-Liga ab», sagt Produzentin und GARP-Präsidentin Ruth Waldburger.