Filmreihe | Historische Wahrheit im Dokumentarfilm
Wie gehen Dokumentarfilmschaffende mit Geschichte um? Wie setzen sie Quellen – Bilder, Film- und Tondokumente – ein, um die «Wahrheit» zu ergründen und sie einem heutigen Publikum zu vermitteln? In einer Filmreihe geht das Filmpodium diesen Fragen nach.
Filmische Vergangenheitsbewältigung
Das Interesse an der filmischen Verarbeitung der Vergangenheit ist gross. Davon zeugen nicht nur zahlreiche fiktionalisierte Filmbiografien wie – ganz aktuell – jene von Abraham Lincoln und Hannah Arendt, sondern auch unzählige Dokumentarfilme. Die gemeinsam mit dem Historischen Seminar der Universität Zürich konzipierte Filmreihe «Historische Wahrheit im Dokumentarfilm» beleuchtet verschiedene Möglichkeiten, wie Dokumentarfilmschaffende mit Geschichte umgehen. Das Filmpodium zeigt neun aussagekräftige Filme, die diesen Fragen nachgehen.
Zum Film «Revision»
1992 werden zwei Menschen auf einem Feld nahe der deutsch-polnischen Grenze erschossen. Die Umstände, die zum Tod von Grigore Velcu und Eudache Calderar führten, wurden bis heute nicht aufgeklärt. Offiziell handelte es sich um einen Jagdunfall, eine tragische Verwechslung mit Wildschweinen. Zu einer Verurteilung der Jäger kam es nie, der sich über Jahre schleppende Prozess, in dem entscheidende Fragen nicht verfolgt wurden, endete mit einem Freispruch. Knapp 20 Jahre später führt Philip Scheffner die gründliche Ermittlung durch, die damals nicht stattfand. Katalog Int. Forum des Jungen Films, Berlin 2012
Stimmen
Erstaunlich ist die Form, die Scheffner für seinen Film gewählt hat: eine Mischung aus geradezu poetischer Offenheit und protokollarischer Nüchternheit. Seine Gesprächspartner sind keine Talking Heads, sondern Nachdenkliche, Lauschende, Schweigende, die zuhören, während ihnen die eigene, zuvor aufgenommene Aussage noch einmal auf Band vorgespielt wird. Das mag zunächst befremdlich wirken, entspricht aber dem Wesen einer Revision. Katja Nicodemus, Die Zeit