Kino | Actrices
Valeria Bruni Tedeschi, die Schwester der amtierenden First Lady von Frankreich, schuf mit ihrer zweiten Regiearbeit eine autobiographische Tragikomödie voller Selbstironie. Eine sehenswerte Filmpremiere im Rahmen von “French Touch” im Filmpodium.
Synopsis: Die gefeierte Schauspielerin Marcelline steckt mitten in den Proben für die Hauptrolle der Natalaja Petrowna in Turgenjews «Ein Monat auf dem Lande». Bewegung statt Psychologie ist das Credo des eigenwilligen Jungregisseurs, der seine Darsteller unerbittlich über die Bühne jagt. Doch die Zeit vergeht auch außerhalb des Theaters, und spätestens der unverblümte Hinweis ihrer Gynäkologin erinnert Marcelline daran, dass sie kurz vor ihrem 40. Geburtstag steht, Single, kinderlos und selbst wie ein staunendes Kind in einer unbegreiflichen Welt. Begleitet von den nicht enden wollenden Ratschlägen ihrer ewig jungen, lebensfrohen Mutter schlittert Marcelline in das, was man eine ausgewachsene Sinnkrise nennen kann. Traum und Wirklichkeit, Hingabe und Eigensucht, Leben, Erinnerung und Fiktion beginnen sich zu verweben und zu durchkreuzen: Da findet sich der Geist ihres verstorbenen Vaters zum nächtlichen Zwiegespräch auf dem Familiensofa ein, befreit sich Natalja Petrowna aus den Fesseln ihrer Figur und schmeckt der Kuss des allzu jungen, rätselhaft verführerischen Schauspielerkollegen Èric nicht mehr nur auf der Bühne…
Kritik: In ihrer zweiten Regiearbeit (“Il est plus facile pour un chameau …”) nimmt die talentierte franko-italienische Schauspielerin Valeria Bruni Tedeschi (“5 × 2”) ihr eigenes Leben auf die Schippe. Entstanden ist eine Tragikomödie voller Selbsironie. Bruni führte nicht nur Regie sondern übernahm auch gleich die Hauptrolle. Die mit ihrem Schicksal hadernde, alternde Theaterschauspielerin Marcelline, findet keinen Mann. Auf der Bühne spielt sie eine frustierte Gattin, und so vermischen sich für die Protagonistin Fantasie und Realität. Dieser Plot wirkt allzu konstruiert, und die sonst sehr natürlich spielende Bruni (übrigens die ältere Schwester der französischen First-Lady) hat Mühe, glaubhaft zu wirken. Die Doppelfunktion als Schauspielerin und Regisseurin meistert Bruni nur bedingt. Trotzdem ist “Actrices” sehenswert, die Sensibilität einer Künstlerseele und alternden Diva wird verständnisvoll und charmant nachgezeichnet.
Benny Furth