Kino | Brightstar
Jane Campion erzählt aus den letzten zwei Jahren des bekannten englischen Poeten John Keats und rückt seine romantische Beziehung zu Fanny Brawne ins Zentrum. Traumhafte und beseelte Bilder laden zum Schwelgen ein.
Synopsis: Die Schneiderin Fanny Brawne (Abbie Cornish) lebt zusammen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern in einem Anwesen ausserhalb London. Ungeachtet des Spotts, den sie für ihre extravaganten Kreationen erntet, weiss sie sich selbstbewusst mit verbaler Schlagfertigkeit zu helfen. Ihre Begegnung mit dem Dichter John Keats (Ben Whishaw) verläuft äusserst angenehm. Langsam aber bestimmt entwickeln sie eine leidenschaftliche Hingabe füreinander. Fannys Mutter (Kerry Fox) sieht in Keats keine gute Partie für ihre Tochter. Fanny fällt zudem die Missgunst des Mentors Charles Browne (Paul Schneider) zu, der durch sie die dichterische Genialität von Keats bedroht sieht. Getrennt voneinander, verbindet die Beiden ein Briefwechsel, der den Dichter zu seinen schönsten Liebesgedichten inspirieren sollte. Stars: Ben Whishaw («Das Parfüm» 2006) und die australische Schauspielerin Abbie Cornish («Somersault» 2004) verkörpern hingebungsvoll das Liebespaar. Kerry Fox («An Angel at My Table» 1990) ist hier pflichtbewusste Mutter. Regie & Crew: Die Liebesgeschichte des Romantikers John Keats, der im Alter von 25 Jahren an Tuberkulose starb, berührte die neuseeländische Regisseurin Jane Campion («The Piano», 1993) sehr. Ihr dienten die Keats-Biographie von Andrew Motion, sowie Gedichte und Briefe des Poeten als Vorlage.
art-tv-Wertung: Das Leben des bekannten Romantikers rekonstruiert Campion durch die Augen seiner Muse und Geliebten Fanny Brawne. Damit begibt sich «Bright Star» in bereits vertraute Muster Jane Campions: Die Emanzipation einer jungen Frau und das Kämpfen um eine unschuldige Romanze angesichts der vorherrschenden Konventionen des 19.Jhs., gestalten diesen Film. Nachdem zögerlich das Feuer entflammt ist, hat die romantische Liaison zwischen dem Poeten und der wortgewandten Schneiderin aus gutem Hause schon bald an Reiz verloren. Jane Campion wirft keinen aufdringlichen, sondern einen diskreten Blick auf die Liebesgeschichte und reflektiert diese über eine wunderschöne Bildpoetik. Die stimmungsvoll arrangierten Bildkompositionen verhelfen zu mehr Tiefe. In Kombination mit dem Wortklang der wiederkehrenden Rezitation von Keats Poesie im Off, verwandelt Campion den Film in ein visuelles Gedicht. Mit Mr. Browne, dem Mentor und Freund von John Keats, ist eine undurchsichtige, ambivalente Figur etabliert, die zwischen gekränkter Eifersucht und selbstloser Anerkennung für seinen Zögling agiert. In seinem Spiel bringt Paul Schneider diese zweiseitige Disposition hervorragend zum Tragen. Fazit: Eine weitschweifige aber ausdrucksstarke Schilderung einer sinnlichen und zugleich fragilen Beziehung, die zum Scheitern verurteilt war.
Martina Felber