Kino | Complices
«Complices» verbindet gekonnt eine tragische Liebesgeschichte mit einem Kriminalfilm und zeigt junge Schauspieltalente.
Synopsis: Die Leiche des jungen Vincent (Cyril Descours) wird im Fluss gefunden, Todesursache: Erwürgen. Detektiv Hervé Cagan (Gilbert Melki) und Karine Mangin (Emmanuelle Devos) ermitteln in dem Fall und entdecken bald Spuren einer tragischen Liebesgeschichte: Vincent und Rebeca (Nina Meurisse) haben sich in einem Internetcafé kennengerlernt und sofort ineinander verliebt. Vincent ist Strichjunge, der sich übers Internet anbietet. Aus Liebe möchte Rebecca ihn bei der Arbeit begleiten. Beide werden in eine unangenehme Kundenbegegnung verwickelt, und Vincent will sich rächen. Stars: Neben den mutigen Jungdarstellern Cyril Descours («Une petite zone de turbulences» 2009) und Nina Meurisse («La vie d’Anais» 2007) glänzt Detektiv-Darsteller Gilbert Melki («Largo Winch» 2008) mit seinem Al Pacino-Blick. Regie & Crew: Der bisherige Kurzfilmregisseur Fréderic Mermoud («Rachel» 2006) verbindet in «Complices» geschickt eine Liebesgeschichte mit dem Kriminalfilmgenre.
art-tv-Wertung: «Complices» ist eine wundersame Liebesgeschichte von einem jungen Paar mit wenig Zukunftschancen. In einer dichten Verstrickung von Nachforschung und Rückblende fesselt der Film, ohne sich an gewalttätigen Szenen zu ergötzen oder absichtlich in die Irre zu führen. Dabei wird einerseits das Gefühlsleben des jungen Paars zugänglich und andererseits die emotionale Rückwirkung der Untersuchung auf den Detektiv Hervé. Vincent ist zwar jung, aber nur in sofern unschuldig, als dass er glaubt, unbeschadet aus seinem Job Nutzen ziehen zu können. Überhaupt enthält sich der Film jeglicher moralischen Wertung. Die Menschen sind so wie sie sind und können nur so geliebt werden: so ist auch der Plan eines besseren Lebens, den das junge Paar schmiedet, von Anfang an zum Scheitern verurteilt; denn Vincent ist nun mal ein Strichjunge. Aus dieser Sicht berührt die heftige Liebe zwischen den beiden jungen Menschen umso mehr – sie ist beinahe bedingungslos. Der Rahmen der Kriminalgeschichte verleiht der Geschichte einen spannenden Drive, und Gilbert Melki in der coolen Al Pacino- Vaterfigur überzeugt. Dass am Ende nicht alle Fäden zusammengeführt werden, spricht für den Film. Fazit: «Complices» ist ein leidenschaftliche Liebesgeschichte und ein spannender Kriminalfilm zugleich, von aktueller und unverblümter Sorte.
Isabel Rohr