Kino | Die Bucht – The Cove
Ein geläuterter Delfintrainer reist mit einem Team von Ökoaktivisten nach Japan, um dort heimlich eine blutige Delfin-Treibjagd aufzudecken.
Synopsis: In den sechziger Jahren war Ric O’Barry Delfintrainer für die Fernsehsendung «Flipper», die dazu beigetragen hat, dass Delfinshows zu einem Milliardengeschäft wurden. Mittlerweile hat sich O’Barry zum Ökoaktivisten gewandelt, der seine ganze Kraft und Leidenschaft für das Wohl der Meeressäuger einsetzt. Eines seiner Ziele ist es, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf eine Treibjagd zu lenken, die in einer isolierten kleinen Bucht im japanischen Fischerdorf Taiji stattfindet. Jedes Jahr verkaufen die Fischer von Taiji Dutzende von Delfinen an Delfinarien in aller Welt und töten Tausende weitere. Zusammen mit einem Team von Spezialisten – von der Freitaucherin bis zum DNA-Experten – reist O’Barry nach Taiji, um heimlich die blutige Delfinjagd zu dokumentieren. Stars: Der geläuterte Delfintrainer Ric O’Barry wirkt erfrischend sympathisch und authentisch; die übel gelaunten Fischer von Taiji geben perfekte Bösewichte ab. Regie & Crew: Louie Psihoyos arbeitete 18 Jahre lang als Fotograf für das Naturmagazin «National Geographic» und ist ein begeisterter Taucher und Unterwasserfotograf. «The Cove» ist sein erster Film.
art-tv-Wertung: «The Cove» verwischt auf höchst spannende Art die Grenze zwischen Filmemachen und Aktivismus. Ein Grossteil des Films widmet sich den Dreharbeiten selbst, welche ohne Bewilligung in Nacht-und-Nebel-Aktionen stattfanden. Den Filmemachern gelingt es, das komplexe Thema der Übernutzung der Meere an einem spektakulären Beispiel greifbar zu machen, indem Regisseur Psihoyos dafür gekonnt Stimittel von Spionagethriller und der Reality-Fernsehshow einsetzt. Wenn die Aktivisten/Filmemacher Kameras in künstlichen Felsbrocken verstecken und Taucher im Schutz der Dunkelheit Unterwassermikrofone in der Bucht versenken, ist «The Cove» mehr Agententhriller als Dokumentarfilm. Grobkörnige Nachtaufnahmen sowie die starke Filmmusik unterstützen dabei die Dramaturgie des Films, deren Höhepunkt die eigentliche Treibjagd darstellt. Doch so leidenschaftlich der Film gegen die Delfinjagd argumentiert, so einseitig bleibt seine Perspektive. Taiji im Speziellen und Japan im Allgemeinen stellen im moralisch aufgeladenen Kampf gegen den Delfinfang die böse Gegenseite dar. Man braucht kein Befürworter der Delfinjagd zu sein, um sich eine differenziertere Darstellung zu wünschen, die es dem Zuschauer erlauben würde, sein eigenes Urteil zu fällen. Fazit: Trotz einer selbstgerechten Haltung und einer einseitigen Perspektive vermittelt «The Cove» handfeste Informationen so fesselnd wie ein Spionagethriller.
Philipp Eberhard