Kino | Le code a changé
Die Rechtsanwältin mit dem Kücheninstallateur, die Gynäkologin mit dem Jockey, der Hausmann mit der Jugendfreundin … Mittvierziger beim Liebespoker und Abendessen unter «Freunden».
Synopsis: Paris, es ist Frühlingsanfang und überall in der Stadt wird die traditionelle «Fête de la Musique» gefeiert. Marie-Laurence (Karin Viard) und ihr Mann Piotr (Danny Boon) nutzen den Moment, um ein paar Freunde zum alljährlichen Abendessen einzuladen. Man kommt zusammen, teils erfreut, teils widerwillig, isst und trinkt, lacht, erzählt, bändelt an (oder gar mehr) und schmiedet Pläne. Mag man den Gästen glauben sieht alles nach einem netten und harmonischen Abend aus, bis die Türe zugezogen ist und die Fassade zu bröckeln beginnt. Was die Gäste versuchen nicht zu zeigen: in deren Beziehungen kriselt es gewaltig und manch geladene Gäste kennen sich bereits besser als dem anwesenden Partner lieb wäre … Stars: Emmanuelle Seigner, im Film als schmückende Ehefrau eines Rechtsanwalts, wurde legendär an der Seite und in den Filmen von Roman Polanski. Ausserdem ist Danny Boon zu sehen, der für «Bienvenue chez les Ch’tis» (2008), Frankreichs erfolgreichster Film aller Zeiten, Regie führte. Regie: Danièle Thompson ist vor allem langjährige Drehbuchautorin und hat sich nun zum vierten Mal auch als Regisseurin bewiesen.
art-tv Wertung: Auch wenn der mit Elan auftretenden Crème de la Crème der französischen Schauspielergarde recht amüsiert zuzusehen ist, ist es schade, dass deren Geschichten und Figuren nur skizziert bleiben und der Film vor allem eines macht: desillusionieren. Der falsche Schein und die Probleme einer Mittvierziger-Generation, der die Harmonie wichtiger ist, weil die Kosten eines «Klarschiffmachens» zu hoch wären. Dennoch kommt der Film nicht tiefgrabend daher. Vielmehr warten auf den Zuschauer 100 unterhaltsame, aber auch wieder schnell vergessene, Minuten um ein Abendessen, Affären und schlüpfrige Querverbindungen von Persönlichkeiten verschiedenen Temperaments. Für manche vielleicht bereits das halbe Eintrittsgeld wert: Emmanuelle Seigner, die zwar sichtbar in die Jahre gekommen ist, überzeugt wie gewohnt mit betörend-laszivem Schlafzimmerblick. In der Nebenrolle und der wenig anspruchsvollen Story ist sie sogar überbesetzt. Fazit: «Le code a changé» ist sommerlich leichte und amüsante Kost mit hochkarätigen Schauspielern.
Sebastian Mayr