Kino | Sturm
Wie die Kriegsverbrecher immer wieder entkommen und die Opfer um ihre Stimme kämpfen zeigt dieser kritische Film über einen Prozess am internationalen Tribunal in Den Haag.
Synopsis: Goran Duric ist angeklagt für ethnische Säuberung im Jugoslawien-Krieg. Hannah Maynard (Kerry Fox) ist Anklägerin am internationalen Gerichtshof in Den Haag. Als der Zeuge Alen (Kresimir Mikic) sich in seinen Aussagen verstrickt und sich unter dem psychischen Druck selbst umbringt, kann Hannah nicht umhin, sich erst recht in den Fall zu knien. Sie findet bald eine neue Zeugin, Alens Schwester Mira (Anamaria Marinca); doch der internationale Gerichtshof will plötzlich einen «schlanken» Fall und keine neuen Zeugen. Hannah beginnt an der Rechtschaffenheit ihrer eigenen vertrauenswürdigen Institution zu zweifeln. Stars: Kerry Fox («Welcome to Sarajevo» 1997) und Anamaria Marinca («Boogie» 2008) spielen nicht nur zwei starke Frauen, sie sind auch überzeugende Schauspielerinnen. Regie & Crew: Der deutsche Regisseur Hans-Chritsian Schmid («Crazy» 2000) überzeugt mit diesem eindringlichen Spielfilm über die Richtbarkeit mächtiger Kriegsverbrecher.
art-tv-Wertung: Auf mitfühlende Art gewährt dieser Film Einblick in die Mühlen Internationaler Kriegsverbrecher-Prozesse. Hannah, die Anklägerin und äusserst smarte Staatsanwältin, gerät durch ihre Integrität, ihren Glauben an die Ideale der Institution und an die Rechtschaffenheit ihrer Mitarbeiter in eine schwierige Lage: sie muss plötzlich gegen mehrere Fronten kämpfen, auch in ihrem eigenen Lager! Dieser Film zeigt eindrücklich, wie schwierig es ist, Schuldige mit finanzieller und politischer Macht wirklich zu belangen und wie oft der Mut eines Einzelnen schliesslich entscheidend ist, ein Verbrechen vor dem Vergessen zu bewahren. Durch und durch spannend wird ein bis jetzt relativ wenig besprochenes Thema aus fraulicher Perspektive gezeigt. Die beiden Frauenfiguren heben sich stark, vor allem durch ihre emotionale Tiefe, von den anderen Charakteren im Film ab. Fazit: Dieser Film über einen internationalen Kriegsverbrecher-Prozess ist sehr berührend und konsequent kritisch, ohne zu banalisieren.
Isabel Rohr