Kino | Tournée
Nach seiner grandiosen Rolle als Unfallopfer in «Le scaphandre et le papillon» und seinen Auftritt als Bösewicht im letzten Bond-Film hat sich Mathieu Amalric für «Tournée» nun als Regisseur und Hauptdarsteller erprobt.
Synopsis: Joachim (Mathieu Amalric), gerade mal vierzig und ein erfolgreicher Fernseh-Produzent, hat alles in Paris hinter sich gelassen – Kinder, Freunde, Feinde, verflossene Lieben und Reuegefühle – um in Amerika bei Null zu beginnen. Er kommt mit einer Truppe von «New Burlesque»-Tänzerinnen nach Frankreich zurück und geht mit ihnen auf Tournee. Die witzigen Show-Nummern (und die üppigen Rundungen der Tänzerinnen!) begeistern männliches wie weibliches Publikum. Lumpige Hotels und Geldknappheit zum Trotz, die Showgirls erfinden eine Welt der Ausgelassenheit und Fantasie, der Wärme und der extravaganten Stimmung. Ihr Traum, die Tournee als krönender Abschluss in Paris zu beenden, kulminiert aber in einem Eklat. Eine verschmähte Freundin von damals bewirkt, dass Joachim der gebuchte Saal für die Show kurzfristig abgesagt wird. Es scheint, dass Joachim mit seiner Rückkehr in die Hauptstadt von seiner liederlichen Vergangenheit eingeholt wird.
art-tv-Wertung: Der fast zwei Stunden andauernde Film hat einen dokumentarischen Hauch, der sich aus einer Kette aneinandergereihter Szenen entwickelt, die mal mehr und mal weniger in sich geschlossen sind und den Film als Ganzes nie wirklich zusammen halten. Es sind einzelne Momente, die berühren. Verantwortlich dafür sind die Frauen im Film, die überzeugend Einblick in ihren Alltag und ihre Gefühlswelt als Showgirls offenbaren. Dabei sind sie im wahrsten Sinne des Wortes emanzipiert und lassen sich von niemandem, schon gar nicht von Ihrem Tourmanager Joachim den Marsch blasen. Dieser versucht sich fürsorglich um seine Schützlinge zu kümmern, gerät ob der täglichen Schwierigkeiten und seiner eigenen Sinnsuche aber immer wieder ausser sich. Schliesslich ist das Interessante des Filmes genau diese innere Spannung von Almarics Figur, die sich auch in seiner Regiearbeit wiederzufinden scheint. Während die Stimmung dieser verrückten Gruppe perfekt getroffen ist, macht der zu dünne rote Faden den Film oft ein wenig langatmig. Fazit: «Tournée» taucht authentisch in die Welt der Showgirls, hat aber auch seine Längen.
Isabel Bures