Kino | Up in the Air
«To know me is to fly with me.» – Als eingefleischter Frequent-Flyer, der über 32O Tage im Jahr in der Luft verbringt, befindet sich George Clooney auf hohem Kurs.
Synopsis: Ryan Binghams (George Clooney) routiniertes Leben spielt sich auf Flughäfen und in Hotels der Vereinigten Staaten ab. Auf feste Bindungen steht er so wenig wie auf lange Warteschlangen vor der Sicherheitskontrolle. Für feige Geschäftsführer erledigt er mit Gusto die unangenehme Aufgabe, deren Mitarbeiter zu kündigen. Nebenher möchte er die 10 Mio.-Flugmeilengrenze durchbrechen, um die Vorzüge des Vielflieger-Status zu geniessen. Ryans unbeschwerter Lebensstil wird jedoch bedroht, als die überambitionierte Harvard-Absolventin Natalie (Anna Kendrick) seinen Firmenchef (Jason Bateman) mit der modernen Idee überzeugen kann, Angestellte künftig via Videokonferenz zu entlassen. Weiter führt die Begegnung mit der seelenverwandten Alex (Vera Farmiga) allmählich zum persönlichen Grounding des Überfliegers. Stars: George Clooney («Michael Clayton», 2007) brilliert in einer für ihn massgeschneiderten Rolle. Vera Farmiga («The Departed», 2006) mimt dessen weibliches Gegenstück und das erfrischende Jungtalent Anna Kendrick («Twilight», 2008) ergänzt das souveräne Cast. Regie & Crew: Jason Reitman zeigte bereits mit dem Erstling «Thank You For Smoking» (2005) sein Gespür für clevere Geschichten. Spätestens seit dem mehrfach prämierten Film «Juno» (2007) ist der Regisseur in aller Munde.
art-tv-Wertung: «Up in the Air» ist ein unterhaltsamer und zugleich tiefgründiger Spielfilm, der für mehr Menschlichkeit in der gegenwärtigen, schnelllebigen Zeit appelliert. Wie am Laufband erleben wir harte Kündigungsprozeduren, die durch ihren realen Bezug berühren. Regisseur Reitman liess bis auf wenige Ausnahmen echte Kündigungsopfer, ihre damalige Reaktion vor der Kamera rekapitulieren. Anstatt diese Thematik zu vertiefen, lenkt Reitmann aber gekonnt auf das private Innenleben des Protagonisten. Wie die Faust aufs Auge passt die Rolle des sympathischen Dauerfliegers zu George Clooney. Ryan Bingham liebt die Ungebundenheit, ist aber insgeheim auf der Suche nach Nestwärme. Clooneys Junggesellen-Dasein könnte fast als Vorlage für Reitmans Produktion gedient haben. Die erste Filmstunde ist heiter und amüsiert mit gewieften Dialogen. Doch Ryan beginnt sein schwereloses Leben zu hinterfragen und seine Reise gerät zunehmend ins Stottern. So schlägt «Up in the Air» ernste Untertöne an, die zum Nachdenken animieren. Auch wenn der Film unterschwellig mit traditionellen Werten frönt, drohen diese durch den lebhaften Humor niemals zu verkitschen. «Up in the Air» pendelt gewissenhaft zwischen leichtfüssiger Komödie und durchdringender Charakterstudie. Fazit: Eine ausgeklügelte Inszenierung über ein ernstes Thema und einem George Clooney in Bestform!
Martina Felber