Kino Xenix Zürich: Jerzy Skolimowski
Das Xenix Zürich widmet diesem unangepassten visionären Filmemacher, dessen Name hoffentlich bald vielen wieder etwas sagt, eine Hommage mit acht zentralen Werken.
Jerzy Skolimowski: Visionen eines Unangepassten
Jerzy Skolimowski (geb. 1938), ursprünglich Boxer und Ethnologiestudent, bis heute Dichter und Maler sowie nach einem sechzehnjährigen Unterbruch erneut auch wieder Filmemacher, ist definitiv reif, (wieder-)entdeckt zu werden. Skolimowski spielt in der polnischen New Wave der Sechzigerjahre eine zentrale Rolle als Drehbuchschreiber und junger Auteur. So schreibt er für Roman Polanskis Erstling MESSER IM WASSER nicht nur die Dialoge, die Figur des aufmüpfigen Studenten ist direkt dem damaligen Rebellen nachempfunden. Oder er sorgt mit seiner autobiografisch beeinflussten Trilogie, den Filmen RYOPSIS (1964), WALKOVER (1965) und BARIERA (1966), international für Aufsehen. 1967 realisiert er mit LE DÉPART einen ersten Film im Ausland mit den beiden HauptdarstellerInnen Jean-Pierre Léaud und Catherine-Isabelle Duport, die er in Godards MASCULIN-FÉMININ entdeckt hat, und gewinnt mit der leichtfüssigen Satire mit jazzigem Soundtrack gleich den Goldenen Bären in Berlin. Der visuell einfallsreiche Film nimmt etwa Monte Hellmans berühmte Schlussszene des verschmorenden Filmbildes in TWO-LANE BLACKTOP (1971) vorweg. Nach seiner Emigration in den Westen entsteht DEEP END (1970), der in einer baufälligen Badeanstalt spielt, die Skolimowski für die Darstellung des Gefühlschaos der verschämt erregten Hauptfigur inszeniert – ein Geheimtipp und im Kino Xenix auf einer restaurierten Kopie zu sehen. Und auch der atemberaubende physische Kraftakt Vincent Gallos in ESSENTIAL KILLING (2010) entspricht dem Getriebensein der Skolimowski-Figuren, die oft «zwischen abgründiger Schüchternheit und aggressivem Antrieb hin- und hergerissen scheinen» (Barbara Wurm).
Text: © Kino Xenix