Kino | Zwischen Himmel und Erde
Was ist Anthroposophie heute? Unterschiedliche Meinungen zu und Erlebnisse mit der von Rudolf Steiner entwickelten Anthroposophie fügen sich zu einem umfangreichen Puzzle zusammen.
Synopsis: Der Dokumentarfilmer Christian Labhart setzt sich mit der Anthroposophie in der heutigen Welt auseinander: dazu befragt er sieben verschiedene Menschen zu ihren Erfahrungen mit der anthroposophischen Schule und deren Umsetzung im realen Leben. Rudolf Steiner wird zitiert, umschrieben, kritisiert, gelobt und bewundert: seine Worte werden in ihrer Bedeutung gekostet und verschieden ausgelegt und erfahren. Ist Anthroposophie sektiererisch oder eine Schule der Toleranz und individuellen Tatkraft? Die 100 Jahre alten Schriften Steiners lassen sich vermutlich nicht eins zu eins in die heutige Zeit übertragen. Regie & Crew: Christian Labhart besuchte selbst die Steiner Schule in Wetzikon, betrieb acht Jahre Land- und Alpwirtschaft und ist seit einigen Jahren als Filmemacher tätig («Zum Abschied Mozart» 2006).
art-tv-Wertung: Eindrückliche Landschaftsbilder wechseln zu bestimmten und nachdenklichen Gesichtern: die Menschen der anthroposophischen Schule scheinen zu wissen, was sie wollen. Bei allen grossartigen Werken, die anthroposophisch tätige Menschen hervorbringen, spart der Film jedoch nicht mit Kritik: gewisse Ansichten Steiners werden ernsthaft hinterfragt und die Gefahr des Sektierertums erwähnt. Ob kritisch oder positiv gegenüber Steiners Philosophie, diese Menschen haben einiges gemeinsam: sie suchen alle nach alternativen Wegen in einer von der kapitalistischen Denkweise beherrschten Welt. Ausserdem haben sie alle eine bestimmte Aufgabe für sich entdeckt. Einige sehen sich selbst gar als Missionare der eigenen Sache. Der Film widerlegt somit die Vorstellung, dass in der Steinerschule erzogene Kinder im späteren Leben nicht zurechtkommen. Fazit: Dieser Film ist eine anregende Diskussionsrunde zu Steiners Anthroposophie heute – wie sie weiterhin das Denken vieler bewegt.
Isabel Rohr