Night Train
„Night Train“. Auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit in einer erstarrten, scheinbar seelenlosen Welt. Kühl, präzise und erschütternd. Aber auch mit einem Funken Hoffnung.. 3 von 5 Filmperlen.
Synopsis: Die 30-jährige Wu Hongyan arbeitet am Gericht der Provinz Shaanxi in China, wo sie als Henkerin zum Tode verurteilte Frauen hinrichten muss. Trotz der makaberen Arbeit steigt Wu Hongyan jedes Wochenende in den Zug und fährt in eine Stadt, wo sie am organisierten Abendprogramm einer Partnervermittlungsagentur teilnimmt. Ihre Liebesabenteuer sind mittelprächtig, bis sie den hübschen Li Jun trifft. Sie weiss jedoch nicht, dass Li Jun der Ehemann jener Frau ist, welche sie als Ietzte hingerichtet hat.
Kritik:
Dichter Rauch aus hohen Schornsteinen, anonyme Siedlungen, trostlose Industrielandschaft, die nüchterne Inszenierung einer Hinrichtung – selten reflektierte eine Aussenwelt derart beklemmend das Innenleben seiner Protagonisten wie Yinan Diao’s „Night Train“. Das Sinnen nach Rache, die Einsamkeit der Figuren und deren Sprachlosigkeit setzt der chinesische Filmemacher konsequent um, vom ersten bis zum letzten Bild. „Night Train“ ist jedoch viel mehr als nur eine Aufforderung, auf Gewalt nicht mit Gewalt zu reagieren.
„Grundsätzlich möchte ich aber nicht, dass mein Film nur als Plädoyer gegen die Todesstrafe wahrgenommen wird, sondern dass er die Zuschauenden ermutigt, dem Bösen in die Augen zu schauen und verzeihen zu können.“ (Yinan Diao)
„Night Train“ – für melancholische Gemüter nur bedingt geeignet. Jedoch sehr zu empfehlen für Cinéphile mit Blick für das Kleine, aber Feine.
Isabella Fischer