Prix de Soleure | «Des moutons et des hommes»
Regisseur Karim Sayad nimmt den zehnten «Prix de Soleure» für seinen Film über Kampf-Schafböcke entgegen. «Der Klang der Stimme» ist Publikumsliebling
Der Gewinnerfilm zeigt einmal mehr, wie fraglich und wohl auch eher zufällig solche Preise sind. Sechs Dokumentarfilme und zwei Spielfilme waren im Rennen. Nur schon dieser Vergleich ist eigentlich eine Sache der Unmöglichkeit. Eine perfekte Wahl hat hingegen das Publikum getroffen. «Der Klang der Stimme» ist mit Sicherheit etwas vom Besten, was die Solothurner Filmtage 2018 zu bieten hatten.
Dok gegen Fiktion
Der Schweiz-Algerier Karim Sayad taucht in seinem Debütfilm «Des moutons et des hommes» in die Cité Bab-El-Oued von Algier ein, wo Wettkämpfe zwischen Schafböcken das gesellschaftliche Gefüge prägen. Die Jurymitglieder Xavier Koller, Pascale Kramer und Flavia Kleiner sehen im Dokumentarfilm von Karim Sayad ein eigentliches Gesamtkunstwerk: «Regie, Kameraführung, Licht, Framing, Schnitt, Rhythmus, die Bewegungen der Darsteller und der Schafe agieren in perfekter Harmonie. Der Film ist ein Erlebnis der Freude, der Erfüllung und dies in einer umfassenden, absolut überzeugenden Form». Zweifellos ist der Film gut gemacht, Kamera und Schnitt überzeugen. Schön wäre aber gewesen, wenn der Siegerfilm etwas mehr Raum für Interpretationen gelassen hätte. «Des moutons et des hommes» kommt darum über einen gut gemachten Dokumentarfilm, wie es ihn des Öfteren gibt, nicht hinaus. Gönnen mag man den Preis den Machern aber allemal. Die mit CHF 60’000.- dotierte Auszeichnung wird getragen vom Fonds «Prix de Soleure» sowie dem Kanton und der Stadt Solothurn. Die Preissumme geht je zur Hälfte an Regie und Produktion (Close Up Films).
Gute Publikumswahl
Bernard Weber erhielt für «Der Klang der Stimme» den mit CHF 20’000.- dotierten Publikumspreis. Der «PRIX DU PUBLIC» wurde von der Festival-Hauptsponsorin Swiss Life in Zusammenarbeit mit den Solothurner Filmtagen zum zwölften Mal verliehen. Die Preissumme geht je zur Hälfte an Regie und Produktion (Artisan Films). Bernard Weber hatte den Publikumspreis der Solothurner Filmtage bereits 2012 für «Die Wiesenberger» gemeinsam mit Martin Schilt gewonnen. «Der Klang der Stimme» startet im Verleih von Xenix am 8. Februar 2018 in den Kinos der deutschsprachigen Schweiz.
Bolex: Eine Schweizer Kamera von Weltformat
Seraina Rohrer, Direktorin, blickt zufrieden auf die 53. Solothurner Filmtage zurück: «Es war eine intensive Woche voller spannender Begegnungen und Überraschungen. Dabei verwischten sich teilweise die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Nach der Vorführung von ‹Mario› wurde Marcel Gisler von einem Mann angesprochen mit dem Ausruf: ‹Ich heisse Mario, bin schwul und habe bei YB Fussball gespielt!› Ich freue mich zu sehen, wie neugierig und engagiert unser Publikum dem Schweizer Filmschaffen begegnet.»
Felix Gutzwiller beschliesst die erste Ausgabe der Solothurner Filmtage unter seiner Präsidentschaft mit einer positiven Bilanz: «Die zahlreichen Gespräche und Eindrücke bestärken mich darin, die Solothurner Filmtage in Zukunft noch stärker als Brücke zwischen den Sprachregionen und Heimat der filmpolitischen Debatten zu positionieren».
Zu den Höhepunkten der Werkschau gehörte die Eröffnung mit dem Film «A l’école des Philosophes» in Anwesenheit von Bundespräsident Alain Berset. Die zahlreichen Filmpremieren und Gäste, die «Rencontre» mit Christoph Schaub, die Nacht der Nominationen für den Schweizer Filmpreis 2018 und angeregte Podiumsdiskussionen zu Themen der Schweizer Filmkultur setzten weitere Akzente. Grossen Anklang fand das historische Spezialprogramm «Bolex: Eine Schweizer Kamera von Weltformat». Mit dem «Prix d’honneur» zeichneten die 53. Solothurner Filmtage die Szenenbildnerin Susanne Jauch aus.