Sekuritas
Eine verspielt-schräge Nocturne und zugleich ein Märchen.
Ein Bürokomplex wird bald abgerissen und hegt einen letzten Wunsch: eine Liebesgeschichte zu erleben. Doch wer von der Nachtschicht kommt dafür in Frage? Die geheimnisvoll-unnahbare Wachfrau, der arabische Putzmann, die verträumte Sekretärin, der kauzige Koch oder der angeschlagene Chef, der vor leeren Stühlen seine Abschlussrede probt…?
Zum Film
In spärlich erleuchteten Räumen, labyrinthischen Gängen, zwischen verlassenen Arbeitsplätzen und tanzenden Zimmerpflanzen begegnen und beobachten sie sich, weichen sich aus und ziehen sich doch magnetisch an. Und manchmal hilft das Bürogebäude, das über einen eigenen Humor verfügt, mit einem Stromausfall nach… «Sekuritas» ist ein Kaleidoskop über Sehnsucht und Sicherheit, mit Melodien, die ein ganzes Haus durchwirbeln.
arttv Rezension
Lange Kamerafahrten durch Korridore, Büros, Maschinenräume. Dazu aus dem Off: «Dini letschti Lampe goot bald us. Das isch dini Gschicht! Es Huus isch mee as es Huus…» In ihrem aussergewöhnlichen «Sekuritas» erweckt Carmen Stadler einen Bürokomplex zum Leben – und erfüllt gleichzeitig dessen letzten Wunsch: eine Liebesgeschichte zu erleben.
Bedächtig lässt sie die Räume ihr Eigenleben entwickeln, in dem wie in einer geheimnisvollen Choreografie Lampen wie von selbst die Lichtkegel setzen, Rauchfahnen das Bild durchziehen und Geräusche den Gang der Geschichte rhythmisieren: Es piepst, knackt und knistert, es quietscht, dröhnt und brummt – und manchmal ertönt Musik. Man meint zu hören, wie das Haus atmet und mit seinen nächtlichen Besucher*innen zu interagieren sucht. Eine Sekuritas-Wachfrau stellt sich der Dunkelheit, den mysteriösen Geräuschen und vor allem den Menschen, die sie auf ihren nächtlichen Rundgängen trifft – einen Putzmann, die Sekretärin, den Koch … Ihre Begegnungen erzählen von Sehnsucht und Einsamkeit, aber auch von Anziehung, Freundschaft und Vertrauen.
«Sekuritas» ist zum einen eine Hommage an ein real existierendes Gebäude, das Revox-Haus in Regensdorf, auf das die Regisseurin, wie sie erzählt, zufällig gestossen ist – zum andern an Menschen wie du und ich, ihren Träumen und Ängsten, ihrem Alltag, in dem manchmal die Wochentage durcheinandergeraten, ihren traurigen Momenten, ihren Erinnerungen.
In ihrem grossartigen Filmdebüt als Sekuritas-Frau trägt Kathrin Veith souverän durch den Film, während eine starke Crew – Anina Gmür an der Kamera, Gina Keller fürs Sounddesign und Karin Giezendanner als Szenografin – den baulichen Komplex in eine atmosphärische Bühne für diese «comédie humaine» verwandeln. «Sekuritas» ist das ebenso poetische wie faszinierende Langfilmdebüt von Carmen Stadler.
Doris Senn, arttv.ch