SUISSIMAGE | Wettbewerb für Regisseurinnen
Lebendiges, vielfältiges und abwechslungsreiches Frauenkino.
Der Kulturfonds von Suissimage setzt ein starkes Signal für die Gleichstellung der Geschlechter im Schweizer Kino. Es schrieb letztes Jahr einen Wettbewerb explizit für Regisseurinnen in der Schweiz aus. Anlässlich des Filmfestival in Locarno wurden nun die zwei Sieger-Projekte bekannt gegeben: «Quiet Land» von Ursula Meier und «Foudre» von Carmen Jaquier werden insgesamt mit CHF 1,4 Mio. unterstützt.
Keine leichte Auswahl
Bis April 2018 wurden 37 Filmprojekte eingereicht, darunter 21 Spiel- und 16 Dokumentarfilme, 22 in deutscher, 13 in französischer und 2 in italienischer Sprache – was zeigt, dass es in der Schweiz ein lebendiges und vielfältiges und abwechslungsreiches Kino von Frauen gibt. Angesichts der hohen Qualität der Dossiers und der begrenzten finanziellen Mittel war die Auswahl für die Kulturkommission von Suissimage, bestehend aus Anne Delseth, Kaspar Kasics, David Rihs, Carola Stern und Eva Vitija, nicht leicht. Bei der Diskussion der Projekte hat die Jury auf die Gender-Zusammensetzung der technischen und künstlerischen Teams geachtet, auf das Geschlecht der Protagonist*innen (Rollen für die Schauspieler*innen oder Themen der Dokumentarfilme) und sogar den Bechdel-Test angewendet. Doch ausschlaggebend für die Auswahl der zwei Spielfilmprojekte waren schlussendlich folgende Kriterien: Dringlichkeit, Relevanz, Originalität, technisches und künstlerisches Know-how sowie Dramaturgie.
«Foudre» von Carmen Jaquier, Produktion Close Up Films
Ein erster Spielfilm, der die vielversprechende Karriere einer jungen Regisseurin mit einer aussergewöhnlichen Handschrift einleiten kann. Das Drehbuch ist aus der Perspektive einer jungen Nonne um die Jahrhundertwende erzählt. Nach dem plötzlichen Tod ihrer Schwester kehrt sie in ihr Bergdorf zurück, um ihre Familie zu unterstützen. Das Wiedersehen mit ihren Jugendfreunden und ihre innere Verbindung zur Natur führen sie zu mystischen Erlebnissen von Lebendigkeit und Sexualität, die der Moral und Religion ihrer Zeit entgegenstehen. Das atmosphärisch dichte Drehbuch ist von überraschender Aktualität und verspricht eine cineastisch-sinnliche Umsetzung des historischen Stoffes. Die Suissimage-Jury verleiht dem Projekt einen Preis von
CHF 400’000.
«Quiet Land» von Ursula Meier, produziert von Bandita Films
Ein höchst ambitionierter Film, mit dem eine renommierte Schweizer Regisseurin sich noch mehr auf dem Parkett profilieren kann. Das Drehbuch spielt sehr geschickt mit Genrekonventionen. In den weiten Landschaften Montanas untersucht ein alternder Polizist mit einer anachronistischen Kameratechnik tödliche Auto-Unfälle. Seine Präzision und Phantasie bringen ihn auf die Spur eines Konzerns für Windenergie, der das Land der verunglückten Farmer aufgekauft hat. Und er glaubt, dass die eigensinnige Schafzüchterin, in die er sich gerade verliebt, ihr Leben riskiert, indem sie ihr Land behalten will. Obwohl in den USA gedreht, ist die Geschichte von internationaler Bedeutung. Damit die Schweizer Produktion das Projekt majoritär finanzieren und die Regisseurin ihren Film mit der nötigen künstlerischen Freiheit realisieren kann, unterstützt die Kulturkommission von Suissimage das Spielfilmprojekt «Quiet Land» mit CHF 1 Million.