Dokumentarfilm | Katoey - The Women We Are
Von der Toleranz einer Gesellschaft - Porträtfilm über drei Transfrauen im Norden Thailands.
Drei Menschen, die ohne Zurückhaltung ganz Frau sind, auch wenn ihr Körper der eines Mannes ist. Ohne Zweifel und Leidensdruck, ohne die Erwartung gesellschaftlicher Anteilnahme gelingt es ihnen, den Unterschied zwischen ihrem körperlichen und psychischen Gender selbstverständlich aufzulösen. Der Film des Schweizer Regisseurs Stefan Jung nähert sich behutsam drei Transfrauen mittleren Alters und begleitet sie durch ihren ländlichen Alltag im Norden Thailands.
Zum Film
Im Gegensatz zum Alten Testaments gibt es in einer Überlieferung der buddhistischen Genesis eine Interpretation mit mehr als nur dem männlichen und weiblichen Gender. Diese besagt, dass die Ureltern Pu Sangaiya und Nang Itthang drei Kinder hatten: Ein Junge, ein Mädchen und eines dazwischen. Der Schweizer Filmemacher Stefan Jung vermutete, dass eine solche Ausgangslage in der Gesellschaft ihre Spuren hinterlässt. Er begab sich deshalb in den Nordosten Thailands, um hier drei sogenannte ‘Katoey’ mit seiner Kamera zu begleiten. Katoey, das sind Frauen im Körper eines Mannes. Jungs Film ist ein Plädoyer für die Toleranz und den Mut zur Eigenheit. Er erzählt davon, was es heisst, sich selber zu akzeptieren und das Andere in sich nicht als etwas Fremdes zu sehen, sondern es zu anerkennen als das, was uns zum Menschen macht. Nachfolgend ein paar Zitate und Infos zu den drei porträtierten Katoey:
KRU MÄO
«Ich denke manchmal: Mutter hat mich nicht wirklich geliebt, dass sie mir nichts von ihrem Körper mitgegeben hat. Aber Vater hat mich so sehr geliebt, dass er mir alles mitgegeben hat.» – Katoey, das sind Frauen im Körper eines Mannes, so beschreibt es Kru Mäo, eine der drei Protagonistinnen. Sie bedauert es manchmal, dass sie keine Kinder bekommen kann. Umso mehr geniesst sie es, als Handarbeitslehrerin der nachfolgenden Generationen ihr Wissen weiterzugeben. Einst erlebte sie eine grosse Liebe mit einem amerikanischen Soldaten. Ein Moment in ihrem Leben, in dem sie vollkommen glücklich war.
PE PET
«Als ich dann meine Brüste hatte, war ich total glücklich. Die Jungs fanden es sexy, es gab viele Komplimente. Die Jungs mussten nicht mal mit mir flirten, ich hab‘s mit allen gemacht.» – Pe Pet unterhält einen Schönheitssalon. Als junge Frau hat sie sich entschieden, dass sie Brüste haben möchte. Nach einem schweren Autounfall und mehreren Operationen kümmert sie sich nun aber nicht mehr um ihr Äusseres. Ihre Berufung ist es, andere schön zu machen.
PE RAK
«Eine Katoey war in einem früheren Leben eine Frau, die einen verheirateten Mann verführt hat. Deshalb muss sie jetzt als Katoey leben. Das ist so im Buddhismus, so hat der Mönch erzählt. Wir müssen in diesem Leben als Katoey büssen und so das Karma ausgleichen.» – Pe Rak ist Bauernfrau und lebt mit ihrem jüngeren Freund und ihrem betagten Vater auf dem Land. Neben ihrer Arbeit auf dem Hof arbeitet auch sie in einem Beauty Salon und erfüllt die schillernden Träume der Dorfbewohnerinnen.
Stimmen
«Katoey vereint viele Aspekte, die einen Film hervorheben: Charme ohne Kitsch, Direktheit und Ehrlichkeit ohne Voyeurismus und hohe ästhetische Ansprüche ohne den Vorwurf der Überstilisierung. Der Einblick in das Leben von Transfrauen jenseits der Klischees von Nachtleben und leerem Glamour, aber auch jenseits von mitleidigen Blicken und Elendsnarrativen erlaubt uns, die dargestellten Personen wirklich zu sehen und ihnen zu zuhören.» – Janna Kraus, Transgender Network Switzerland.