Festival del film Locarno | L’immagine e la parola
Am 24. März öffnet das erste Spin-off des Festival del film Locarno seine Türen. «L’immagine e la parola» – so der Name des 4tägigen Programms – beleuchtet die vielfältigen Beziehungen zwischen bewegtem Bild und geschriebenem Wort.
Frühlingsgefühle beim Festival del film Locarno
Eröffnet wird «L’immagine e la parola» am 24. März mit der internationalen Premiere von «Der Student von Prag» von Hanns Heinz Ewers, einem bis vor kurzem verschollenen Werk, das vom Filmmuseum München restauriert und an der diesjährigen Berlinale erstmals präsentiert wurde. Der 100jährige, auf einer Erzählung von Edgar Allan Poe basierende Stummfilm wird live auf dem Klavier begleitet. Auf dem Programm stehen weiter die Premieren von «Ali ha gli occhi azzurri» von Claudio Giovannesi und «Bellas mariposas» von Salvatore Mereu, sowie ein Workshop mit Richard Dindo und Podiumsdiskussionen mit fünf ehemaligen künstlerischen Leitern des Filmfestivals.
«L’immagine e la parola» | Suche nach neuen Wegen
Gemäss Carlo Chatrian, dem aktuellen künstlerischen Leiter, ist die erste Ausgabe von «L’immagine e la parola» all jenen Autorinnen und Autoren gewidmet, die neue Wege suchen, um nicht nur dem Ausdruck zu verleihen, was sich vor ihren Augen abzeichnet, sondern um vielmehr das zu erschaffen, was sie zu erkennen vermögen, bevor es existiert. Ehrengast ist Alexandr Sokurov, der sein preisgekröntes Meisterwerk «Faust» präsentiert.
Zum Film «Faust»
Faust (Johannes Zeiler) ist unglücklich. Naturwissenschaften studiert, findet er noch immer keine Antwort auf seine Frage, was die Welt im Inneren zusammenhält. Von Geldsorgen geplagt, beschliesst er, sich mit einem Gifttrunk das Leben zu nehmen. Mephistopheles (Anton Adasinskiy), der im Film Mauricius heisst, kommt ihm jedoch zuvor und trinkt das Gift – ohne zu sterben. Faust weicht von nun an nicht mehr von Mauricius’ Seite. Dieser bietet ihm an, das Glück durch Erfahrung statt durch Erkenntnis zu finden. Er nimmt ihn mit auf eine Tour durch die Welt der sinnlichen Freuden, wo Faust auch der schönen Margarete (Isolda Dichauk) begegnet, die ihm nicht mehr aus dem Sinn geht. Sokurovs Faust-Verfilmung ist der letzte Teil seiner Tetralogie über die zerstörerischen Auswirkungen von Macht.
Stimmen
Man darf sich diesen Film nicht als texttreue «Faust» – Verfilmung vorstellen. Es sind vor allem die spätbarocke Anmutung der Bildsequenzen, die Ruhe- und Rastlosigkeit der Kameraführung und das konsequent expressionistische Spiel der Darsteller, die Sokurovs «Faust» zu einem grandios-betörenden Filmkunstwerk machen. Josef Schnelle, dradio.de | … überrascht mit seiner nonkonformistischen Machart. Während überzeugte Goethe-Anhänger enttäuscht sein mögen, ist der Film für manch Anderen sicherlich erfrischend und für Faust-Neulinge eine attraktive Möglichkeit, das Werk zu entdecken, wenn auch die Story etwas verfälscht ist. outnow.ch | Ein Film, der einem auch nach dem Verlassen des Kinosaals auf der Haut kleben bleibt und sich nicht so leicht abschütteln lässt. art-tv.ch