Il y a longtemps que je t'aime
Philippe Claudels gelungenes Début über Trennung und Annäherung. Präzise beobachtete Beziehungen, nüchterne Bildsprache, brillante Hauptdarstellerinnen!
Synopsis: Juliette und Léa – zwei Schwestern, die das Leben einst gewaltsam trennte. Juliette wird nach 15 Jahren aus dem Gefängnis entlassen und hat keine Verbindung mehr zu ihrer Familie, die sie damals verstossen hatte. Léa, ihre jüngere Schwester, nimmt sie bei sich in Nancy auf, wo sie mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern lebt. Doch kennt man die Menschen wirklich, die einem nahe standen? Überwinden die Blutbande alle Trennungen? Und wie soll man dem anderen sagen, wie viel er uns bedeutet, wie stark und weshalb er uns gefehlt hat? Wie soll man sich entscheiden zu leben? Ist dies überhaupt möglich?
Kritik: Mit seinem Roman „Die grauen Seelen“ stand Philippe Claudel monatelang auf Platz Eins der Bestsellerliste und wurde zum Buch des Jahres 2003 gewählt. Mit „Il y a longtemps que je t’aime“ hat er eine Geschichte nicht fürs Papier, sondern für die Leinwand geschrieben. Und gleich selbst Regie geführt. Ein bemerkenswertes Début, hält er doch konsequent an einer kontemplativen Bildsprache fest; keine schnellen Schnitte, keine Effekthascherei. Claudel zeigt dabei aussergewöhnliche Sensibilität für die Gefühle von Juliette und Léa. Er gibt dem Blick genügend Zeit, um die Stärken und Schwächen der beiden Schwestern zu entdecken. Und er hat grosses Gespür für die Besetzung der beiden Hauptrollen bewiesen. Die schauspielerische Leistung von Kristin Scott Thomas als Juliette und Elsa Zilberstein als Léa ist schlicht brillant.
Isabella Fischer