Internationales Experimentalfilm & Video Festival Zürich | 20 Jahre Videoex
Die Grenzen zwischen Film und Videokunst verwischen immer weiter. Das Videoex Festival erforscht seit 20 Jahren diese spannende Schnittmenge.
Das einzige Festival der Schweiz für Experimentalfilm und Video feiert sein 20-jähriges Bestehen. Seit 1998 präsentiert das Videoex Festival während zehn Tagen Werke aus der experimentellen Film- und Videoszene und fungiert als bedeutende Nahtstelle zwischen der Filmwelt und der Kunstszene.
Ein neuer Entwurf für Afrika
Das Herzstück der Jubiläumsausgabe bildet das Programm rund um die afrikanischen Städte Lagos, Dakar, Johannesburg, Kinshasa, Lubumbashi und Luanda. Die Werke aus den sechs Metropolen spiegeln die zahlreichen Widersprüche des afrikanischen Kontinents wider, thematisieren die bis in die Gegenwart wirkenden (post)kolonialen Strukturen und die damit verbundenen Fragen um Zugehörigkeit, Rassismus, Diaspora sowie soziale und ökonomische Ungleichheit. Das aktuelle Filmschaffen der Künstler*innen verbindet utopischen Science Fiction mit kolonialen und postkolonialen Erfahrungen und stellt Fragen über den Entwurf einer anderen Zukunft Afrikas.
Filipa César und Salomé Lamas
Im Rahmen des Artist Focus zeigt Videoex die Werke zweier junger Filmemacherinnen: Filipa César und Salomé Lamas. Beide verstehen es, die Grenzen dokumentarischen Arbeitens herauszufordern. Sei es in Césars Film «Spell Reel» (2017), der die koloniale Geschichte ihres Herkunftslandes Portugals und das revolutionäre Kino Guinea Bissaus verbindet, oder in Lamas Dokumentarfilm «Eldorado XXI» (2016), der auf eindringliche, aber zugleich unaufgeregte Weise das Leben peruanischer Goldminenarbeiter*innen porträtiert (siehe Trailer).
Wie der Onkel, so die Nichte
Ein weiteres Jubiläums-Highlight ist der mehrfach ausgezeichneter Film «Touki Bouki» (1973). Der Regisseur Djibril Diop Mambéty gilt als enfant terrible und mit seinem experimentellen Stil beeinflusste er den afrikanischen Film über Generationen. Mati Diop, erfolgreiche Schauspielerin, Filmemacherin und Nichte Mambétys, schuf mit ihrem Film «Mille Soleils» (2013) eine poetische Hommage an das Werk ihres Onkels und den afrikanischen Film. Als Fortsetzung an sein Meisterwerk spannt sie dabei einen Bogen zur (Film)Geschichte Senegals.
Kolonialismus, Migration und Apartheid
Als Teil des Johannesburg-Fokus zeigt das Videoex Werke von William Kentridge. Er war und ist eine der wichtigsten Figuren der internationalen, zeitgenössischen Kunstszene und der Filmszene Johannesburgs. Neben den wiederkehrenden Themen Kolonialismus, Migration und Apartheid sind auch philosophische Sujets, wie die existentialistische Auseinandersetzung mit der Zeit, Teil seines Schaffens. Für das diesjährige Festival arbeitet Videoex mit Partner*innen aus den jeweiligen Städten zusammen: unter anderem mit dem Künstler und Kurator Jude Anogwih, dem Videoart Network Lagos, dem Kunstraum RAW Material Company und der Kuratorin und Kulturproduzentin Koyo Kouoh aus Dakar und Jyoti Mistry von der Witwatersrand Universität in Johannesburg.
Neue Utopien in der Genderdiskussion
Der diesjährige CH-Fokus zeigt das Werk von Pauline Boudry und Renate Lorenz. Das Künstlerinnen-Duo befragt in ihren Performances und Videoeinstallationen die binäre Geschlechterordnung und fordert normative Repräsentationen und dominante Geschichtsschreibung heraus. Dabei beziehen sie sich häufig auf Werke anderer Künstler*innen, produzieren unleserliche Momente und entwerfen neue Utopien.