Kino | Pizza Bethlehem
Bruno Moll portraitiert die überraschend schweizerisch geprägten Juniorinnen des FC Bethlehem.
Synopsis: Die Wohnsilos von Bern Bethlehem stehen wie kaum ein anderer Ort für das Einwanderungsland Schweiz. Menschen aus aller Herren Länder leben hier. Im Zentrum von Bruno Molls Dokumentarfilm stehen die 15 bis 16 Jahre alten Mädchen des FC Bethlehem, welche diese Durchmischtheit widerspiegeln. Der Fussball spielt in dem Film jedoch nur eine Nebenrolle. In erster Linie geht es um die Identität der jungen Frauen, das Zusammenleben in der Schweiz, Zukunftsträume, Liebe, Freundschaft. In «Pizza Bethlehem» äussern sich die Mädchen zu den grossen Themen des Lebens, während das Geschehen auf und neben dem Fussballplatz die Aussagen illustriert und zusammenhält. Stars: Die jungen Fussball-Spielerinnen wirken frisch und unverbraucht, nur ab und zu ist die Präsenz des Filmteams spürbar. Regie: Der gelernte Maschinenzeichner und Fotograf Bruno Moll ist seit 1978 als freischaffender Autor und Regisseur tätig. Sein letzter Film war «Zu Fuss nach Santiago de Compostela» aus dem Jahr 2007.
art-tv-Wertung: «Pizza Bethlehem» gibt jungen Immigrantinnen in der Schweiz ein Gesicht und ein Sprachrohr. Es ist spannend zu sehen, wie junge Frauen mit italienischen, serbischen, mazedonischen oder angolanischen Wurzeln in breitem Berner Dialekt ihre Träume schildern, die ganz und gar dem Schweizer Durchschnitt entsprechen. Eine Lehre machen. In eine eigene Wohnung ziehen. Heiraten. Kinder. «Pizza Bethlehem» schneidet viele grosse Themen an und aus manchen Aussagen der Mädchen spricht dabei eine Portion jugendliche Naivität. Der Film versucht, dieser Themenvielfalt durch das Geschehen auf dem Fussballplatz einen narrativen Rahmen zu geben. Das gelingt jedoch nur ansatzweise. Oft bleibt unklar, welche Mannschaft gewonnen hat, oder welchen Anteil die einzelnen Spielerinnen am Ergebnis hatten. Bruno Moll geht es auch gar nicht darum, den Zuschauer über die emotionale Kraft des Fussballspiels abzuholen. Damit vergibt er eine grosse Chance, denn aus dieser exzellenten Vorlage hätte man noch mehr herausholen können. Fazit: «Pizza Bethlehem» ist allein schon vom Thema her sehr sehenswert. Der soliden filmischen Umsetzung hätte jedoch etwas mehr Spannung und Mut zum Unbequemen gut getan.
Philipp Eberhard