Kino | The Wrestler
Das mit verschiedenen Preisen ausgestattete Drama mit Mickey Rourke in der Hauptrolle verspricht einiges, hält aber leider wenig. Zu platt die Angelegenheit! Mickey Rourke bei jeder erdenklichen und noch so trivialen Tätlichkeit anzusehen, hat nichts mit Weltkino zu tun.
Synopsis: Randy «The Ram» Robinson ist ein sogenannter Gladiator des Popzeitalters. Das heisst, als Wrestler feierten ihn früher seine Fans in ganz Amerika und auch über die Landesgrenzen hinaus. Allerdings ist der Preis dieses Ruhmes sphärisch hoch. Der einstige Stern am Wrestlinghimmel ist je länger je mehr am verglühen, Randy körperlich wie auch geistig ein Wrack. Abgehalftert und halbseiden hält er sich mit Billigkämpfen über Wasser. Nebenbei buhlt er um die Gunst einer Stripperin und versucht sich in der Versöhnung mit seiner längst entfremdeten Tochter. Allerdings ist nichts einfach, selbst die Tagesration an Steroiden hält ihn nicht mehr richtig auf Trab. Im Gegenteil, das Herz spielt ihm einen Streich und ab diesem Zeitpunkt scheint Randy die Grenzen seiner Existenz zu spüren. Doch was sind schon Grenzen, wenn ein Comeback Ruhm, Geld und Macht nach sich ziehen könnte.
Kritik: Diese preisgekrönte Leinwandtragödie (Goldener Löwe, Golden Globes) hat mit Mickey Rourke (Randy Robinson) einen überaus passenden Protagonisten in das Geschehen eingebettet, das ist nicht von der Hand zu weisen. Etliche Parallelen zum richtigen Leben des ehemaligen Filmbeaus und –stars verleihen dem Film denn auch eine gewisse Tiefe und einen Realitätssinn. Allerdings fällt dies dann doch nicht so sehr ins Gewicht, denn Mickey Rourke ist bereits nach wenigen Minuten des Guten zu viel – so herzensgut er stets rüberkommt: Mickey Rourke bei seiner Doping-Spritzerei, Mickey Rourke beim Haare färben, Mickey Rourke beim Rasieren, Mickey Rourke beim Schlafen, Mickey Rourke beim Bier trinken, Mickey Rourke beim Weinen, Mickey Rourke beim Zögern, Mickey Rourke beim Sprüche klopfen, Mickey Rourke beim Autofahren, Mickey Rourke beim Kleider einkaufen etc.
Darren Aronofskys Kinostreich fängt rasch an zu hinken, zu schade, denn mit «A Requiem of a Dream» hat der Regisseur bewiesen, wie souverän, grossartig und extravagant seine Arbeiten sein können. Marisa Tomei (u.a. Factotum, Alfie, Anger Management) in Stripperinnengestalt ist – nicht nur in dieser Rolle – dafür ein Lichtblick.
Cyril Schicker